Sechs Märsche für Orgel / Six Marches for the Organ op. 145
Zwei Märsche für Orgel / Two Marches for the Organ op. 163
Marche Religieuse op. 176, 11,2
Vorwort:
Es erstaunt, dass ein eher konservativer, stets der „strengen" Orgelmusik verpflichteter Komponist wie Gustav Adolf Merkei in einer Zeit starker musikalisch-liturgischer Reglementierungen durch die Kirchen sich anschickte, Märsche für sein Instrument zu komponieren. Alle neun dieser eher „profanen" Werke erschienen bezeichnenderweise in England, wohin der Komponist gute Kontakte pflegte und wo man im 19. Jahrhundert (insbesondere in den „TownhallKonzerten") ein ungleich breiteres und „weltoffeneres" Repertoire pflegte als auf dem Festland.
Die Märsche sind konventionell dreiteilig aufgebaut (A-B-A`), wobei A in sich nochmals dreigeteilt ist und B in der Subdominant- bzw. Varianttonart steht und immer von einer cantilenenhaften Melodie bestimmt wird, die zumeist auf einem Solo-Manual vorzutragen ist.
Die sieben betitelten Märsche verknüpfen nur geringfügige signifikante musikalische Aussagen mit den Überschriften, einzig der Weihnachtsmarsch (Nr. 6) enthält am Ende einen Anklang an das Weihnachtslied „Adeste fideles", der aber durch einen Alternativ-Schluss auch entfallen kann.
Die meisten Stücke sind für zweimanualige Orgeln (Hauptwerk, Schwellwerk) konzipiert. Das bei wenigen Stücken zusätzlich geforderte dritte Manual (Positiv) kann durch Umregistrierung der beiden anderen auch ersetzt werden.
Der Notentext der Erstdrucke war zuverlässig. Abweichungen gab es zumeist bei der Artikulation in den Reprisenteilen gegenüber dem Beginn. Hier wurde eine behutsame Angleichung vorgenommen.
Die vorliegende Ausgabe enthält die erste Neuausgabe der Märsche Gustav Adolf Merkeis seit ihrem Erstdruck, zudem vereinigt sie erstmals alle neun Werke dieser Gattung in einer Gesamtausgabe.
Die Märsche eignen sich als klangvolle Vor- und Nachspiele zum Gottesdienst ebenso wie für ein entsprechend gestaltetes Orgelkonzert, wobei die Märsche mit Titeln thematisch eingebunden werden können.
Dank für vielfältige Hilfe beim Zustandekommen dieser Edition sei Robert Jones (Monmouth, Wales), John Henderson (Swindon), Holger Gehring (Dresden) und Klaus-Dieter Holzberger (Bad Neuenahr-Ahrweiler) ausgesprochen.
New Smyrna Beach, Florida, im Januar 2012
Jochen Riehm