in neuer Übertragung und mit ausführlichem Kommentar von Marc Lewon
Das Lochamer-Liederbuch zählt zu den bedeutendsten Quellen für deutschsprachige Musik des 15. Jhs. Als eines der ersten überlieferten deutschen Liederbücher enthält es vor allem einstimmige Lieder und einen Instrumentalteil. Letzterer weist mit dem Fundamentum organisandi dabei eine Besonderheit auf: Es handelt sich um eine Art Kompositions- und Improvisationslehre für das Tasteninstrument bei vokaler Musik hatten solche Anleitungen schon eine lange Tradition, für Instrumentalmusik war es ein Novum und verbindet diesen Teil des Liederbuches deutlich mit den Bearbeitungen des berühmten Buxheimer Orgelbuchs.
Wie schon die erste Edition so folgt auch die nun vorliegende zweite dem Anspruch, das Quellenmaterial im Sinne einer praktischen Aufführbarkeit der Stücke vorzubereiten. Der neue Band greift dabei die im ersten Band dargelegten Prinzipien auf und führt diese weiter: Es fanden wieder 10 ein- und mehrstimmige Lieder mit dazugehörigen Übertragungen aus dem Instrumentalteil des Liederbuches Eingang in die Edition. Wie schon im ersten Band, so werden auch hier in Einzelfällen weitere Instrumentalfassungen aus dem Buxheimer Orgelbuch beigefügt, um die Lieder in einen zeitgenössischen Kontext zu stellen und darzulegen, auf welche Weise sie schon im 15. Jh. rezipiert, verändert und bearbeitet wurden.
Neben mittlerweile weitverbreiteten Gassenhauern, wie Ich spring an disem ringe und Der winter will hin weichen, deren hier umgesetzte Übertragungen bisweilen neue und überraschende Erkenntnisse bergen, wurden auch wieder besinnlichere und sehr ausgefeilte Kompositionen in die Edition aufgenommen, darunter z.B. Ach meiden, du vil sende pein und Des klaffers neiden, zu denen sich in der Edition nicht minder anspruchsvolle Instrumentalbearbeitungen gesellen.
Rezension des Magazins für Geschichte chronico (www.chronico.de):
"Spätestens mit der um 1300 entstandenen Manessischen Liederhandschrift (Codex Manesse) war die Zeit der sich vor allem auf mündliche Überlieferung stützende Tradierung von Literatur und Liedgut vorbei. Einige deutschsprachige Liederhandschriften sowie Liederbücher aus dem Spätmittelalter und der beginnenden Neuzeit sind heute bekannt. Zu den wichtigsten Sammlungen zählt schon aufgrund seines Umfangs das Lochamer Liederbuch aus der Zeit um 1460.
2007/8 legte der Musiker und Musikwissenschaftler Marc Lewon das Liederbuch gleich in zweifacher Ausfertigung vor: 26 der insgesamt rund 50 Stücke des Lochamer Liederbuchs spielte Lewon mit seinem Ensemble Dulce Melos und dem Bariton Martin Hummel ein (Naxos). Im Verlag der Spielleute erschien zudem eine zweiteilige Printedition über das Liederbuch.
Der Wimter will hin weichen
Der Winter
Der Summer
Do mit ein gut Jare
Ich spring an disem ringe
Mir ist mein Pferd vernagelt gar
All mein gedencken die ich hab
Mein freud möcht sich wol meren
De klaffers neiden
Ellend du hast umbfangen mich
Mein traut geselle
Ach meiden du vil sene pein