Soli SSATB, Coro SATB, 2 Ob, 2 Clt, 2 Fg, 2 Cor, 2 Tr, 3 Trb, Timp, 2 Vl, Va, Vc, Cb
Sprache: lateinisch
Kompositionsjahr: 1856
Im Jahre 1856, in dem ausgiebig Mozarts hundertster Geburtstag gefeiert wurde, komponierte Franz Lachner das Requiem f-moll op. 146, das eines seiner bekanntesten und bedeutendsten Werke wurde.
Die intensiven Auseinandersetzungen Lachners mit der Musik Mozarts anlässlich des Mozartjahres legen nahe, dass Lachner zur Komposition des Requiems nicht durch einen persönlichen Anlass - etwa einen Todesfall in Familie oder Bekanntenkreis - angeregt wurde.
Obwohl Lachners Musik sich bei genauer Betrachtung als grundverschieden von der Mozarts erweist, zeigt sich in diesem Werk Lachners ein deutlicher Ausdruck seiner Mozart-Verehrung.
Die Parallelen dieser Komposition zu Mozarts Requiem-Vertonung erstrecken sich über Merkmale der Texteinteilung und der formalen Gestaltung bis hin zur ähnlichen Behandlung einzelner Abschnitte, Themen und Motive.
Werkverzeichnis: op. 146
Kompositionsjahr: 1856
Besetzung: Soli SSATTB, Coro SATB, 2 Ob, 2 Clt, 2 Fg, 2 Cor, 2 Tr, 3 Trb, Timp, 2 Vl, Va, Vc, Cb
Sprache: lateinisch
Tonart: f-Moll
Dauer: 60 min
Seiten: 200
Mozartverehrung
In der kleinen, aber feinen Nische der geistlichen Chormusik ist der Stuttgarter Carus-Verlag weltweit die Nummer eins. Weil Firmengründer Günter Graulich und sein Sohn und Geschäftsführer Johannes immer wieder ein feines Händchen für die richtige Mischung aus Bestsellern und Raritäten unter Beweis stellen. Das Requiem op. 146 in f-Moll von Franz Lachner gehört eindeutig in die letztere Kategorie.
1856 entstanden und uraufgeführt, spiegelt das Werk einerseits die große Mozart-Verehrung des zeitlebens sehr angesehenen Komponisten, weist jedoch andererseits in Harmonik und Orchestrierung wie auch mitunter in der Stimmführung deutlich romantische Züge auf und kombiniert diese Elemente wiederum mit einer kunstvollen kontrapunktischen Durchdringung zu einer eigenständigen Klangsprache: ein fraglos klassizistisch getönter (und deshalb häufig als konservativ wahrgenommener), aber keinesfalls rückschrittiger Standpunkt im vielfältigen Panorama des 19. Jahrhunderts, abseits der Fortschrittsästhetik der "Neudeutschen".
Der Carus-Verlag setzt - wie bei vielen seiner Ausgrabungen von Homilius über Zelenka und Pisendel bis Buchenberg - auch beim Münchner Hofkapellmeister Franz Lachner auf die bewährte Doppelstrategie und hat sowohl eine Einspielung (mit den Kammersolisten Augsburg unter Leitung von Hermann Meyer, Carus 83.178) als auch das Notenmaterial des Werks veröffentlicht. Die von Gerhard Urban sorgfältig edierte Partitur des rund einstündigen Requiems für sechs Soli, vierstimmigen Chor und Orchester bewegt sich dabei auf dem gewohnt hohen Carus-Standard: Alle Stimmen sind übersichtlich und gut lesbar auf einem stabilen, nicht zu hellen Papier gesetzt; der Kritische Bericht legt über jeden fehlenden Staccato-Punkt einzelner Quellen Rechenschaft ab - und zeugt vom hohen wissenschaftlichen Anspruch, wie ihn eine Nummer eins eben auszeichnet.
Marcus Stäbler
Quelle: FonoForum 12/07