Von den 19 überlieferten Messen Dittersdorfs erfreute sich das vorliegende Werk (Erstausgabe bei Carus) schon zu Lebzeiten des Komponisten einer besonderen Popularität, bis hin zur Aufführung bei der Kaiserkrönung von Franz II. im Frankfurter Dom.
Die auf Repräsentation zielende solemne Messe weist sowohl Chorsätze im traditionellen kontrapunktischen Kirchenstil als auch Solopartien im modernen kantablen Stil auf.
Außerdem enthält sie im Gloria ein längeres virtuoses Violinsolo (Dittersdorf war professioneller Geiger), das dem Werk einen gleichsam konzertanten Charakter aufprägt.
Werkverzeichnis: KreD 326
Kompositionsjahr: 1769 (?)
Besetzung: Soli SATB, Coro SATB, 2 Ob, 2 Clt, 2 Trb, Timp, Vl solo, 2 Vl, Bc
Sprache: lateinisch
Tonart: C-Dur
Dauer: 42 min
Seiten: 152
Carl Ditters von Dittersdorfs: Missa Solemnis in C
Es hat sich erfreulicherweise eingebürgert, dass die meisten Ausgaben des Carus‑Verlags mit Vorworten und Quellenbeschreibungen versehen werden. Dies gilt auch für die Erstausgabe von Carl Ditters von Dittersdorfs „Missa Solemnis in C“. Der Leser wird ausführlich über den sehr interessanten Lebenslauf des Komponisten informiert, und die Bedeutung dieser Messe (andere Messkompositionen sind noch nicht veröffentlicht!) wird anschaulich dargestellt. Trotzdem wird sich jeder Chorleiter eigene Gedanken machen müssen, ob und bei welcher Gelegenheit er dieses Werk aufführen möchte.
Die Besetzung ist mit zwei Oboen, zwei Trompeten, Pauken, zwei Violinen (keine Viola!), Cello, Kontrabass, Orgel (und zwei Posaunen ad libitum) sicherlich (außer an Festtagen) für den gottesdienstlichen Gebrauch recht üppig. Wie aber steht es mit einer konzertanten Aufführung? Die Dauer von etwa 42 Minuten muss dabei berücksichtigt werden und die Frage, welche anderen Stücke man damit verbinden möchte. Der Konzertmeister eines Laienorchesters wird sich gut überlegen müssen, ob er sich den Anforderungen des schon zu Dittersdorfs Zeiten berühmten Violinsolos im „Gloria" gewachsen fühlt. Auch die Schwierigkeiten der Sopranpartie im „Christe eleison“ und des Basses im „Domine Deus“ sollte man nicht unterschätzen.
Die Aufgaben für die Chorsänger sind dankbar, dabei singt ein geschulter Chor die meisten homophon komponierten Messteile mehr oder weniger vom Blatt. Aber auch die Schlussfuge des Glorias „Cum sancto spiritu“ kann sich ein weniger erfahrener Kirchenchor ohne Weiteres erarbeiten. Der Ambitus der einzelnen Stimmen ist nirgends zu groß und rhythmische Schwierigkeiten halten sich absolut in Grenzen. Ob einem der Oktavsprung beim „et ascendit“ oder das Unisono zwischen Sopran und Tenor im „et unam sanctam“ als „trivial“ erscheint oder man sie als „von schöner Schlichtheit“ empfindet, oder ob einem die Schlussfuge (?) des „Credo“ mit ihren Oktavsprüngen, Tonleiterstücken und Wechselnoten bei ihrer Länge als etwas dürftig erscheint, muss wieder einmal jeder mit sich selbst ausmachen.
Christian Grube
Quelle: Musik und Kirche Nov.2004