Orgelkonzerte nahmen innerhalb der deutschen Konzertlandschaft immer einen Sonderstatus ein, dessen Ursache vor allem in der traditionell kirchlichen Funktionalität der Orgel und des Organistenamtes zu sehen ist.
Besonders im lutherisch geprägten Deutschland drang die Orgel als Konzertinstrument respektive der Organist als Konzertvirtuose nur langsam in das allgemeine Bewusstsein.
Die vorliegende Untersuchung bietet erstmals einen umfassenden Überblick über das deutsche Orgelkonzertwesen im 19. Jahrhundert mit seinen historischen, gesellschaftlichen und musikalischen Komponenten.
Ein umfangreicher Anhang samt Aufführungs- und Organistenverzeichnis sowie Personen- und Ortsregister rundet das Buch ab.
Pressestimmen
"Eines der Kennzeichen des 'Jahrhunderts des Bürgertums' ist bekanntlich die Etablierung eines Konzertwesens, das in Salons und Sälen gleichermaßen seinen Ort hatte.
Und obwohl Orgeln bei beiden mit zur Ausstattung gehörten, gibt es kaum Untersuchungen dazu, wie diese Instrumente genutzt wurden.
Und auch zur Verwendung der Orgeln in Kirchen außerhalb des liturgischen Kontextes fand sich bisher nur wenig in der Literatur. Insofern schließt die vorliegende Studie eine Lücke in der Geschichte des Instrumentes im sakralen Raum. Um dieses Ziel zu erreichen, hat die Autorin mit akribischer Sorgfalt nach publizierten und unpublizierten Quellen gefahndet, in Zeitschriften [u. a. der kompletten Urania] und Archiven recherchiert und ihre Funde mit Primär- und Sekundärliteratur abgeglichen. [...]
Ein umfangreicher Anhang mit verschiedenen Verzeichnissen belegt dies alles anhand von Orgelkonzertquellen, Organisten, Literatur, Personen und Orten. Dem im Kapitel 'Zusammenfassung und Ausblick' gegebenen Fazit ist vorbehaltlos zuzustimmen: 'Trotz fortschreitender Säkularisierung' unterscheidet sich 'das heutige Orgelkonzertwesen nicht grundsätzlich von demjenigen des 19. Jahrhunderts'.
Die Bedingungen von damals haben - wie in anderen Bereichen auch (Politik, Wissenschaft, Kultur etc.) - Nachwirkungen bis in die Gegenwart: Das 19. Jahrhundert ist unbewusst-bewusst präsent, weshalb die Lektüre des Bandes nicht nur historisch interessant, sondern auch für so manchen ausübenden konzertierenden Organisten bzw. Zuhörer anregend sein kann, da sich das eigene Tun als Reaktion aus der Vergangenheit definiert." (Michael Gerhard Kaufmann, in: Musik und Kirche 1/2011, S. 64)
"Deutsches Orgelkonzertwesen im 19. Jahrhundert. 'Eine Gesellschaftsstudie', so könnte der Untertitel des Buches lauten.
Denn was hinter der reinen Aufzählung der über 1470 Orgelkonzerte steht, wirft ein bezeichnendes Licht auf Deutschland im 19. Jahrhundert.
Orgelkonzerte fanden fast ausschließlich in evangelischen Kirchen statt, wo sich aber auch die Organisten dem Vorwurf der Zurschaustellung eigennütziger Virtuosität stellen mussten.
In katholischen Kirchen gab es Orgelkonzerte praktisch nicht, die Musik hatte rein dienende Aufgaben zu erfüllen. Nicht so in Frankreich und England, wo damals schon der Abstand zwischen Kirche und Gesellschaft größer war: es gab zahlreiche Orgelkonzerte in den bedeutenden katholischen Kirchen von Paris.
Ebenso interessant liest sich das Kapitel über Organistinnen. Abgesehen davon, dass die Frau ohnehin in der Kirche zu schweigen habe, sah man insbesondere das Bewegen der Beine in Deutschland schon als unzüchtig an. Eine erfreuliche Veröffentlichung, die sich noch dazu flüssig und fesselnd liest." (gd, in: Kirchenmusik im Bistum Limburg 1/2011, S. 45)
Gebunden
Deutsches Orgelkonzertwesen im 19. Jahrhundert.
musicolonia Bd.7
412 S., Notenbeispiele, Organistenverzeichnis, Register, Hardcover
24,5 cm
950g , in deutscher Sprache.
2010