Schriftenreihe des Max-Reger-Institutes Band 20
Weshalb geht ein Komponist, der sein hundertstes Opus erreicht hat, dazu über, zahlreiche Passagen in seinen fertig ausgearbeiteten Notentexten zu streichen?
Welche Tendenzen spiegeln diese Eingriffe, wie weit sind sie Dokumente eines sich abzeichnenden ästhetischen Wandels?
Welche Rolle spielt die Zusammenarbeit Max Regers mit seinem langjährigen Wegbegleiter, dem Organisten und späteren Thomaskantor Karl Straube?
Welche Auskunft geben die überlieferten Dokumente einer Künstlerfreundschaft – Briefe, Aufsätze, Editionen – über das Verhältnis ihrer ästhetischen Standpunkte?
Der Versuch, diese Fragen ausgehend von Regers Kammermusik einer Antwort näher zu bringen, führt von der Wiederherstellung der getilgten Passagen mit modernen Hilfsmitteln über Aspekte des Schaffensprozesses und der Rezeption ins Zentrum der Fragestellung: der ästhetischen Entwicklung Max Regers.
[...] Sprache und Darstellungsform bleiben allgemeinverständlich und bewegen sich nie in ein Reservat des Fachwissens.[...]
Bernhard Huber [ist] mit dieser Untersuchung eine beeindruckende Tiefenbohrung in Regers Œuvre gelungen. Die hier ausgebreiteten Ergebnisse bieten faszinierenden Diskussionsstoff für weitergehende Erkenntnisse der Reger-Forschung,und man wünscht sich in der Folge ähnliche kriminalistisch präzise Untersuchungen zu anderen Teilen von Regers Schaffen.Wie komplex der Komponist und sein Werk auch heute noch sind, zeigt das Desiderat einer kritischen Biographie. Auf diesem Wege ist das vorliegende Buch ein wesentlicher Baustein.
Michael Schwalb, Die Tonkunst, Juli 2009, Nr.3, Jg.3 (2009)