Wolfgang Arnadeus Mozarts Andante in C-Dur für Flöte und Orchester KV 315 (285e) ist als Einzelsatz überliefert. In der musikwissenschaftlichen Diskussion wird heute aber allgemein die Auffassung geteilt, daß das Stück in den Kontext des Flötenkonzertes G-Dur KV 313 gehört und als Alternative für dessen Mittelsatz (Adagio ma non troppo) geschaffen wurde.
Schon Otto Jahn, der erste grundlegende Mozartbiograph, hielt es für unwahrscheinlich, daß Mozart ein nicht für den Eigengebrauch bestimmtes Konzertstück ohne konkreten Auftrag eines Virtuosen geschrieben haben könnte, noch dazu für die Flöte, "ein instrument das ich nicht leiden kan:".
Mozarts übrige Werke für dieses Soloinstrument lassen sich meist auf die zu Anfang des Jahres 1778 in Mannheim geschlossene Bekanntschaft mit Ferdinand Dejean zurückführen.
Für den reichen holländischen Arzt und Liebhaber des Flötenspiels sollte der Komponist "3 kleine, leichte, und kurze Concertln und ein Paar quattro auf die flötte machen". Dejeans Wunsch kam Mozart mit dem Flötenquartett D-Dur KV 285 und den beiden Flötenkonzerten G-Dur KV 313 und D-Dur KV 314 nach.
Obwohl das Autograph1 nicht datiert ist, ist das Andante mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls für Dejean und etwa zeitgleich mit KV 313, also in den ersten Monaten des Jahres 1778, entstanden.
Den Anstoß zur Komposition gab wohl, wie Bernhard Paumgartner vermutet, daß dem Auftraggeber der ursprüngliche Mittelsatz des Konzertes "zu 'gearbeitet' erschienen sein mag".2 Die spieltechnischen Schwierigkeiten des Adagios waren sicher nicht der Grund für Dejeans Ablehnung - wie hätte er sonst den ersten und dritten Satz bewältigen können?
Im Andante ist das Orchester mit zwei Oboen anstelle der beiden Flöten im Mittelsatz von KV 313 besetzt. Hinsichtlich seiner kompositorischen Faktur ist es tatsächlich schlichter gehalten als das ursprüngliche Adagio; in seiner feinsinnigen Verbindung von Kantabilität und phantasievoller solistischer Entfaltung aber reiht sich das Andante KV 315 ebenbürtig in Mozarts konzertante Werke für Flöte und Orchester ein.
Der Herausgeber
KV315
KV285E