Müller-Hornbach, Gerhard
TRIO : FUER VIOLINE, VIOLONCELLO UND KLAVIER, 1978 (PARTITUR+2STIMMEN)
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Uraufführung: Frankfurt am Main, 1978
Die 1978 entstandene Komposition steht am Anfang einer wichtigen Entwicklung in meinem kompositorischen Schaffen. Nachdem ich mich während meines Studiums zunächst an seriellen Verfahren orientiert hatte, begann ich damals andere Wege zu beschreiten. Entscheidend wurde für mich zunehmend die Orientierung an den Voraussetzungen des menschlichen Gehörs. Das Trio verbindet die Reihentechnik mit Elementen. die für meine spätere Kompositionsweise charakteristisch sind, wie zum Beispiel die Zentraltontechnik. Im Trio arbeitete ich mit einer 13-tönigen Reihe, die auf den Zentralton D bezogen ist und den Ton Gis zweimal enthält. Sie setzt sich aus zwei chromatischen Linien zusammen, die gegenläufig auf den Zentralton zustreben. So entsteht im chromatischen Kontext der Komposition gleichwohl eine tonale Dominanz eines Tones, die als Orientierung für das Gehör wirksam wird. Der Zentralton schafft ein Gravitationsfeld, im dem jeder Ton eine, durch seine Beziehung zum Ton D definierte, Wertigkeit erhält. Als zentrale Idee der Komposition kann man das Unisono bezeichnen. Diesem Extremwert des Gleichklangs der Einzelstimmen nähert sich die Musik an und entfernt sich wieder davon. Als Achse wirkt eine imaginäre Zentrallinie. auf die sich jede der drei Stimmen bezieht, mit der sie im Extremfall eins wird und deren Sogwirkung auch in größter Ferne noch spürbar bleibt. Immer ist diese Zentrallinie als übergeordnete Kraft im vielfältigen Stimmengewirr wirksam. Die musikalisch gestische Ebene orientiert sich an einer spezifisch instrumental empfundenen Ausdruckshaftigkeit, die sich an den besonderen Gegebenheiten der Klangerzeugung bei jedem Instrument orientiert. Es war mir ein Anliegen, dieser Kammermusikbesetzung einen, vom romantischen Klangideal deutlich abweichenden, Klangcharakter abzugewinnen. Dies äußert sich unter anderem im häufig sehr linear geführten Klavierpart. Die Notation wechselt zwischen rhythmisch exakt fixierten Passagen und anderen Abschnitten, in denen der Notentext in einem reagierenden Miteinander der Interpreten auszuführen ist. (Gerhard Müller-Hornbach)
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