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Verlage A-Z
Komponist: Puccini, Giacomo (1858-1924) 
Artikelart: NOTEN
Besetzung: Oper
Anlass: -
Ausgabenart:Klavierauszug
Verlag:Peters Edition
Verlag-Nr.: EP9635, 979-0-014-10486-3
Bestellnummer:  BM235470
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Puccini, Giacomo (1858-1924)

Madama Butterfly - Klavierauszug (it/dt)

Ausgabe für Gesang und Klavier, Italienisch / Deutsch)

Bei seinem Aufenthalt in London anläßlich der dortigen Premiere der Tosca im Jahre 1900 besucht Puccini eine Aufführung des Schauspiels Madame Butterfly von David Belasco. Er ist von diesem Stück - entstanden auf der Grundlage einer Novelle des Amerikaners John Luther Long - stark beeindruckt, und schon kurze Zeit später beauftragt er seine Librettisten Giuseppe Giacosa und Luigi Illica (Puccinis Mitarbeiter bei La Bohème und Tosca) mit der dichterischen Arbeit an diesem Stoff. Im Oktober 1901 kann Puccini mit der Komposition beginnen, die ihn ein Jahr lang in Anspruch nimmt.

Der erste Entwurf der Librettisten sieht eine Gliederung in einen Prolog und drei Akte vor (wobei Prolog und 2. Akt im amerikanischen Konsulat spielen sollen). Puccini hingegen streicht den Prolog und verlangt - gegen den Protest seiner Mitarbeiter - eine Aufteilung in nur zwei Akte.

Bei der Uraufführung der Madama Butterfly am 17. Februar 1904 in der Mailänder Scala kommt es zu einem offensichtlich gelenkten Theaterskandal, woraufhin die Autoren die Partitur zurückziehen und eine Umarbeitung des Werkes vornehmen. Der zweite Akt wird durch das symphonische Zwischenspiel in zweiten und dritten Akt unterteilt, insgesamt 292 Takte werden gestrichen und die Arie Linkerton im dritten Akt ("Addio fiorito asil") hinzugefügt. In dieser neuen Gestalt kommt die Oper am 28. Mai 1904 am Teatro Grande in Brescia zur Aufführung und erzielt einen sensationellen Erfolg. Der erste gedruckte Klavierauszug aus dem Jahre 1904 gibt die Oper in dieser Fassung wieder.

In den folgenden Jahren nimmt Puccini jedoch weitere Änderungen vor, so daß der revidierte Klavierauszug aus dem Jahre 1907 eine 'verwandelte' Butterfly vorstellt. Weitere 464 Takte sind gestrichen (288 im 1. Akt, 80 im 2. Akt, 96 im 3. Akt), im 2. Akt sind 18 Takte für Orchester hinzugekommen. Diese Neufassung bildet auch die Grundlage für die 1920 im Verlag Ricordi herausgegebene Partitur - in dieser Fassung ist die Oper seit 1907 an allen Bühnen gespielt worden (deutsche Erstaufführung 27.9.1907 in Berlin), während die Fassung, wie sie der Klavierauszug von 1904 wiedergibt, vollkommen in Vergessenheit geriet.

Nun ist zwar nicht zu bestreiten, daß Puccini die Version von 1907 als endgültig angesehen und sich zu den vorgenommenen Kürzungen bekannt hat. Vergleicht man aber aus heutiger Sicht beide Fassungen miteinander, so bleibt in vieler Beziehung unverständlich, wieso sich der Komponist zu diesen Kürzungen - die oft geradezu werkentstellend sind - bereitfinden konnte. Aus seinen spärlichen Äußerungen zu diesem Problem kann nur eine Schlußfolgerung gezogen werden: Er befürchtete, daß allzugroße Härte Mißfallen erregen und der Verbreitung des Werkes zum Nachteil gereichen könnte. (So schreibt Puccini schon 1903 an Giacosa betreffs der Szene Kate - Butterfly - die später ganz gestrichen wurde - "Scheint Dir der vorliegende Text nicht zu grausam, oder besser zu grausam gesagt?") Diese Vermutung liegt nahe, wenn man sich den Inhalt der gestrichenen Szenen näher betrachtet.

Abgesehen von einigen Strichen im 1. Akt, die offensichtlich einer Straffung dienen sollen, wird durch die meisten anderen Kürzungen der soziale Gestus des Werkes in entscheidendem Maße entkonkretisiert. Dafür einige Beispiele*): Im 1. Akt sagt Butterfly zu Linkerton: "Ich kostete Sie schon soviel Geld, darum will ich auch ganz sparsam leben." (Das wird ersetzt durch: "In der gleichen Kapelle will mit Ihnen ich knien, zu dem gleichen Gott beten.")

Die kurze Duo-Szene Butterfly - Linkerton endet ursprünglich mit "E questi: via" ("Hinweg mit allem!" - bezogen auf die ihr heiligen Dinge, die sie vor Linkerton ausgebreitet hat), was später durch das viel allgemeinere, längst nicht mehr die bedingungslose Konsequenz beinhaltende "Amore mio" ersetzt wird. (Wobei auch unklar bleibt, weshalb das keiner der Ihren hören darf.)

Im Schlußduett des 1. Aktes entfällt Butterflys Geständnis: "Ich dachte: wenn mich einer wollte haben, könnt' für einige Zeit ich mich vermählen Und dann geschah's, daß Goro uns den Herrn Linkerton empfohlen... Doch, um aufrichtig zu sein, ein solcher Vorschlag war zunächst vergebens. So ein Amerikaner! Ein Eindringling! Ein Barbar! Verzeih mir, wußte ja nicht Und aus diesem Bekenntnis entsteht folgerichtig (was in der späteren Fassung völlig unvermittelt und beziehungslos erscheint), das Andante mosso ma sostenendo "Jetzt und für immer bist du für mich der hellste Stern am Himmel. Ja, du gefielst mir schon beim ersten Male, als wir uns sahen."

Das Blütenduett des 2. Aktes enthält nicht mehr "Wir lassen heut' tausend Laternen brennen, vielleicht auch mehr als tausend und - auf Suzukis Negation - "Nein? So arm sind wir? Hundert? Zehn? Wieviel es auch seien, die hellste Flamme brennt in meiner Seele!"

Ganz entscheidend ist der Wegfall der Szene Kate - Butterfly im 3. Akt, die durch ein aussageschwächeres Gespräch Sharpless - Butterfly ersetzt wurde. Denn diese Szene beinhaltet die - sonst nicht ausgesprochene - Forderung auf Herausgabe des Kindes. Daran schließt sich ursprünglich eine kurze Szene Sharpless - Butterfly an, in der der Konsul versucht, Butterfly mit Geld zu entschädigen:

Sh: "Von meinem Freunde ... soll Ihnen ... ich das hier ... nun, Sie verstehen... Er macht sich Sorgen..."
B: "Nur kein Mitleid, Herr Konsul, ich bin seit langem gewöhnt an schlimme Dinge. Was uns beruhigt, ist schließlich die Gewißheit, denn der Traum und die Hoffnung, das ist wahr, führen uns nicht zum Frieden! Das geben Sie ihm wohl wieder."
Sh: "Doch nein!"
B: "Ich werde es nicht brauchen."
Sh: "Wie ist doch eigensinnig dieses Köpfchen!"
B: "Ich will es!"
Sh: "Nun also gut!"

Gravierend wirkt schließlich auch die Neutextierung der as-Moll-Arie der Butterfly. Ursprünglich war Butterflys Schmerz nur aus der Musik zu hören, bestimmte den "Untertext" ihres Liedes - das Lied selbst schien in der Partnerschaft zu dem Kind Tröstung und Hoffnung auszudrücken. Gerade diese Diskrepanz aber ist aussagebestimmend für die Gesamtsituation Butterflys. Indem der Schmerz und die Verzweiflung in der Neufassung zum Liedtext werden, entfällt die Doppelbödigkeit zugunsten eines vordergründigen Verismo.

Darüberhinaus beeinträchtigen die Kürzungen auch die Logik des Handlungsablaufes. Das Niederknien der Verwandten vor Linkerton (Ziff. 64, Takt 19 f.) verliert jeden Sinn, wenn sich daran nicht die Zeremonie des Vorstellens anschließt. Der Verzicht auf das Anbieten von Konfekt und Getränken hat zur Folge, daß Linkerton sein Gespräch mit Butterfly nicht mehr mit "Dir schmeckt wohl das Konfekt nicht?" beginnen kann (statt dessen "Gefällt Dir unser Häuschen"). Damit aber entfällt für die Reaktion Butterflys, die auf ihre gefüllten Kimono-Ärmel verweist, die es ihr nicht gestatten, sich mit Konfekt zu bedienen, der Anlaß und vor allem der poetische Reiz der Szene. Solche Beispiele ließen sich fortsetzen.

Die Analyse beider Fassungen - vor allem auch unter theaterpraktischen Gesichtspunkten - führt zu der Schlußfolgerung, daß der Komponist sein Werk durch unangebrachte Rücksichtnahmen in entscheidenen Phasen amputiert und damit dessen kritische Aussage entschärft hat. Das wird auch in einem weicheren musikalischen Duktus der Fassung von 1907 (bzw. der erneuten Revision nach 1920) erkennbar, wie er sich z. B. in der Artikulation der Streichinstrumente manifestiert.

Die Grundhaltung der vorliegenden deutschen Neuübertragung wird vom Bekenntnis zu der "härteren" Version von 1904 bestimmt

Die Autoren der Neuübersetzung sind dem Teatro Communale Bologna zu großem Dank verpflichtet, das ihnen bei der Beschaffung des Klavierauszuges von 1904 behilflich war. Alle im Klavierauszug von 1907 gestrichenen Stellen werden - in italienischem und deutschem Text - als ein Anhang veröffentlicht, um allen Interessierten, insbesondere aber den Interpreten, - ein vollständiges Bild der ursprünglichen Version des Werkes zu vermitteln. Das Bekenntnis zu der konsequenteren "Urfassung" der Butterfly bedeutet jedoch nicht, daß die Übersetzer eigenwillig Textänderungen vorgenommen haben. Sie sind vielmehr um möglichst präzise Wiedergabe des originalen Sinngehaltes bestrebt. Das brauchte nicht hervorgehoben zu werden, wenn nicht die bislang gebräuchliche deutsche Fassung vielfach vom Original abgewichen wäre - zugunsten von Sentimentalisierung und Rührseligkeit und so dazu beigetragen hätte, einen falschen Eindruck von dieser Oper zu schaffen.

Ein Beispiel für viele: Auf die Bemerkung des Konsuls zu Linkerton, es scheine, daß er richtiggehend verliebt sei, lautet die Antwort der alten Fassung "Hab' nie was Holderes gesehen!" Im italienischen Text heißt es: "Das kommt auf den Grad des Verliebtseins an!" - neu übersetzt "Verliebtsein kann mancherlei bedeuten!"

Bezeichnend erscheint auch, daß Linkerton (im Original) im Duett des 1. Aktes Butterfly nicht ein einziges Mal mit "Geliebte" anspricht, sondern ihrer poetischen liebesseligen Hingabe nur sein drängendes "Vieni, vieni" entgegensetzt. Keine "Erfindung" der Übersetzer sind auch die ziemlich eindeutigen Formulierungen Linkertons, mit denen er von seiner "Ehe auf Zeit" zu Sharpless spricht. Wichtig ist dabei jedoch ein Hinweis: Linkerton wird nicht als der gewissenlose Verführer mit subjektiver Schuld charakterisiert, sondern er erweist sich in seinem Handeln und Verhalten als das Produkt seiner Gesellschaft. Der offizielle Vertreter dieser Gesellschaft aber ist Sharpless. Die Zeit der Handlung ist eindeutig die Entstehungszeit des Werkes. Alle in der Oper enthaltenen Fakten verweisen darauf, daß sich das Geschehen in einem halbkolonialen Japan - also vor dem russisch-japanischen Krieg - vollzieht. Eine Transponierung ins spätere 20. Jahrhundert entzöge allen Konflikten ihre reale gesellschaftliche Basis.

Der Titel der Oper sollte englisch ausgesprochen werden (mädem) - trotz der notenbedingten (absichtlich?) falschen Endbetonung "Butterfly", die in der Neuübersetzung - wie im Original - konsequent durchgeführt wird.

In der Trauungs-Szene wurde das "Butterfly" des kaiserlichen Kommissars in "Tscho-tscho-san" abgeändert, da der Name "Butterfly" nur von den Amerikanern und von Goro (dem "Namensgeber"?) verwendet wird.

Das Alter Butterflys wird in der Übersetzung mit sechzehn Jahren genannt - was der Grenzsituation zwischen Kind und Frau am besten entspricht, ohne daß Butterfly im 2. Akt (3 Jahre später) eine zu große Reife enthält.

Der zum Rollenbegriff gewordene Name "Linkerton" wurde beibehalten - auch deshalb, weil "Pinkerton" im Deutschen den Träger des Namens von vornherein negativ vorbelastet. Auf die Bezeichnung "Onkel Bonze" (analog dem "zio bonzo") wurde verzichtet. Die Übersetzung verwendet statt dessen den Begriff "Priester", da "Bonze" im deutschen Sprachgebrauch andere Inhalte vermittelt.

Bei der Anredeform wurde - der Zeit der Handlung entsprechend - dem "Sie" vor dem "Ihr" der Vorrang gegeben. Bei dem vertrauten Verhältnis, das zwischen Butterfly und Suzuki besteht, sprechen sich beide mit "Du" an. Gegenüber Linkerton verwendet Butterfly das intime "Du", sobald beide allein sind.

Alle Regie - Anmerkungen wurden wortgetreu und ohne Kürzungen übersetzt - nicht, weil die Übersetzer sie für eine heutige Interpretation als verbindlich ansehen, sondern weil diese Anmerkungen dazu beitragen, das Werk in seiner zeitbedingten Gesamtkonzeption besser kennenzulernen.

Die Autoren der vorliegenden Neuübersetzung hoffen, mit ihrer Arbeit einen Beitrag zu leisten, die vielfach gegen diese Oper - trotz ihrer Publikumsbeliebtheit - bestehenden Vorurteile zu entkräften, indem sie alle Entstellungen beseitigt und den deutschen Text von Pseudoromantik und sentimentaler Exotik befreit haben.

Die Urfassung des Werkes mit berücksichtigend, waren sie bestrebt - ohne Eingriffe in die musikalische Struktur und ohne Veränderung der Notierung - den Realismusgehalt und den humanistischen Aussagewert der Oper voll erkennbar werden zu lassen. Die Übersetzung will dazu dienen, eine werkgerechte, konfliktreiche Interpretation der Madama Butterfly auf deutschsprachigen Bühnen zu ermöglichen.

*) alle Zitate nach der Neuübertragung von Herz/Schlegel

Klaus Schlegel

 

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