Hummels Konzert op. 17 in G-Dur für Klavier, Violine und Orchester ist ein hervorragendes Beispiel der späten Wiener Klassik, das des Komponisten Meisterschaft in allen Disziplinen beweist: Harmonik, Stimmführung, Periodenbau, Melodik, Kontrapunkt, harmonische Fortschreitung und Form.
Hummels Notierung eines bezifferten Basses entspricht der klassischen Konzeption des Formaufbaues auf dem harmonischen Gerüst.
Der erste Satz Allegro con brio verknüpft wie die meisten Konzerte der Klassik die Elemente der Sonaten- und der Ritornellform und weist eine klar definierte Tonika/Dominante-Struktur auf.
Das erste Thema ist, wie in Napoleonischen Zeiten beliebt, militärisch, mit Tonwiederholungen, punktierten Rhythmen und Dreiklangszerlegungen.
Das zweite Thema ist galant und klassisch ausgewogen, das dritte Thema lyrisch, schließt aber mit in kräftigem Unisono.
Hummels Themen sind wie jene Mozarts modular strukturiert. Die einzelnen Teile werden in der Durchführung abgewandelt und umgeordnet, sodaß scheinbar neue Themen entstehen, z. B. das viertaktige Motiv (T. 150), daß aus dem zweiten Thema (T. 33 - 53) entwickelt und verkürzt wurde.
Später wird es zum Tutti-Ritornell von Durchführung und Reprise. Selbst wenn das umgeformte Material zunächst verwirrend scheint, wird der Satz durch den klaren harmonischen Aufbau doch zusammengehalten.
Der zweite Satz Andante con Variazioni, in der Tonart der Subdominante, erinnert an Joseph Haydn. Das einfache, uhrenartige Thema ist in geschlossener zweiteiliger Form mit kurzen Tutti-Zwischenspielen zwischen den Variationen gehalten.
Die Begleitung ist eher sparsam, sie hebt zusätzliche Soloinstrument aus dem Orchester hervor. Die letzte, grandiose Variation des gesamten Orchesters ist marschartig punktiert und erinnert an den militärischen Charakter des ersten Satzes.
Der dritte Satz ist ein Rondo Allegretto in A (Tonika in Dur) - B (Tonika in moll) - A' (Tonika in Dur) -Großform. Der A-Teil ist heiter und tanzartig, der B-Teil stürmisch, mit einem eigenen Ritornell-Thema. Hummel wandelt das Rondothema fortlaufend ab, verkürzt es in T. 137, transformiert es mit augmentiertem Rhythmus und Moll-Tonalität in T. 213. und harmonisiert es neu in T. 284.
Wie im ersten Satz formt der übergeordnete harmonische Aufbau das Gerüst und integriert Rondo- und Ritornellform.
Die Klavier- und Violin-Solostimmen sind für die Epoche der Klassik virtuos gehalten, was die genaue Kenntnis der Instrumente durch den Komponisten beweist.
Aus kommerziellen Gründen komponierte Hummel für den fünfoktavigen Hammerflügel der Mozartzeit mit dem Tonumfang von F bis f''', fügte aber zusätzliche ossia-Zeilen für das modernere Instrument mit der bis zu c'''' erweiterten Klaviatur hinzu.
Die zwei Solostimmen stehen in der concerto grosso-Tradition innerhalb des Tutti-Gerüsts, im Solo agieren sie sowohl unabhängig als auch unterstützend (Begleitung, obbligato).
Die Kadenz des ersten Satzes ist in der Originalausgabe enthalten und stammt wahrscheinlich vom Komponisten selbst. Am Ende der Kadenz sind Improvisationen möglich.