Zum 200. Geburtstag von Anton Bruckner (1824-1896) Markus Epp gewidmet
ANTON BRUCKNER war als ausgezeichneter Organist für seine Improvisationskunst berühmt, die ihm große Erfolge, vor allem in Frankreich und England, einbrachte. Sein symphonisches Werk fand erst posthum breite Anerkennung¹. Bruckners wenige niedergeschriebene Orgelwerke lassen jedoch sein improvisatorisches Können kaum erahnen. Orgelsymphonische Werke hinterließ Bruckner der Nachwelt nicht.
Um diese „Lücke“, wenn man so will, künstlerisch und spielerisch andeutend in aller Bescheidenheit zu schließen, unternahm zum 200. Geburtstag Bruckners, durch einen Wunsch des Berliner Kirchenmusikers Markus Epp angeregt, der ebenfalls in Berlin tätige Komponist und Improvisator Alain Brun-Cosme das Projekt einer symphonischen Komposition für Orgel, im Geiste des österreichischen Romantikers.
Bruckner behandelte sein Orchester wie eine Orgel, deren Register den verschiedenen Instrumentengruppen entsprachen. Im Gegenzug behandelt die vorliegende Komposition die Orgel wie ein Orchester mit seinen drei Instrumentenhauptgruppen: Streicher, Blechbläser und Holzbläser mit ihren charakteristischen Klangfarben. Die in der Partitur erwähnten Instrumente (Violoncelli, Oboe, Klarinette, Streicher, Hörner usw.) deuten also auf mögliche Klangfarben des Orchesters, da der Verfasser diese „Romantische Ouvertüre“ zunächst als Orchestersymphonie
hörte. Die Interpreten werden mit Fantasie und Geschmack auf ihrem jeweiligen Instrument nach einem entsprechenden Klang zu suchen wissen.
Der feierlich-ernste Choral „Befiehl du deine Wege“, 1603 als Melodie komponiert, dem 1653 ein Text über Psalm 37 von Paul Gerhardt (1607-1676) unterlegt wurde, gesellte sich wie von selbst der Komposition hinzu und wurde letztlich deren Leitfaden und geistige Bestimmung, ja, deren Herz.