UA München, 1980
12'
Das Fragment „Kyrie eleison“ für Orgel – im Frühjahr 1980 für Zsigmond Szathmáry komponiert – ist „Fragment“ im früher angedeuteten Sinn.
Als Ausschnitt aus dem Labyrinth unserer musikalischen Möglichkeiten, als Teilausdruck von diesen. Vielleicht auch Beginn eines größeren Zyklus.
Zugleich Rückerinnerung an meine musikalische Kindheit, als ich, die Pedale mit den Füßen kaum erreichend, auf einer Orgelbank saß in einem kleinen Dorf mit dem schönen Namen Odenspiel, improvisierend ohne Ende, traumverloren.
Später wurden Kirche wie Orgel zum Problem.
In neuen Stücken nun Ausgang von einfachen Elementen (Ton und Farbe, Intervall und Cluster, periodischer und aperiodischer Rhythmus, Gestik und Feld), Versuch, entsprechend den Bedingungen der Orgel, „Punkt und Linie zur Fläche“ zu formen. Auch zu explosiven Ausbrüchen.
Die Töne zu Beginn und Ende bilden ein Halbtonintervall, zugleich ein stationäres Tongewebe. Erinnerung eines alten Klagerituals?
Versteinert als nicht mehr mögliches – oder noch nicht wieder mögliches „Kyrie eleison“?
(Friedhelm Döhl)
12 Seiten 30,5 x 23 cm