David`s Tanz vor der Bundeslade
Tanz der Schulamit
Tanz von Jephta`s Tochter
Hochzeit zu Kana
Nach dem tragisch gestimmten und eher introverten Zyklus HIOB wollte ich in meinem nächsten Zyklus etwas mehr Aufgelockertes schreiben. Da mich von jeher das rhytmische Moment des Orgelspiels inspiriert hat, wählte ich das in der Orgelliteratur seltener angewandte Genre der Tänze. Die Orgel und der kirchliche Raum führten mich aber dazu, den spirituellen Charakter bewahren zu wollen und deshalb entnahm ich die Tänze dem biblischen Geschehen.
I. – DAVID'S TANZ VOR DER BUNDESLADE
Dieser Satz enthält zwei Hauptheroen, die in einem starken Kontrast zueinander stehen. Das erste Thema drückt den feierlichen königlichen Charakter aus - eine Fanfare im Trompetenregister. Nach einem Übergang mit rhytmisch akzentuierten Akkorden erklingt das zweite Thema, eine orientalisch-tänzerische Melodie, die hebräischen Volksliedern ähnelt; sie schildert David's spontanen Tanz in wohl unwürdiger Kleidung, welcher ihm den spöttischen Unwillen seiner Frau Michal eintrug. Der letzte Teil dieses Satzes bringt eine Komination beider Themen: das königliche Thema wird einigemal von Variationen des Tanz-Motivs unterbrochen.
11. – TANZ DER SCHULAMIT
Dieser Tanz ist der eigentliche lyrische Satz des Zyklus, ein Portrait der schönen Braut aus dem "Hohenlied" des Königs Salomo. Nach einer träumerischen Einleitung, die auch von der orientalischen Melodik beeinflußt ist, folgt ein kurzer Aufruf zum Tanz, welcher im ungewohnten Sieben-Achtel-Takt verläuft. Nach ihm erklingt das eigentliche innige Thema der Schulamit im Flötenregister.
111. –TANZ VON JEPHTA'S TOCHTER
Dies ist der dramatische Teil des Zyklus. Er beginnt mit einem Mädchentanz, bei welchem die Orgel den Klang kleiner Schlaginstrumente, wie Tamburine, nachahmt. Nach einem längeren Tanzteil, welcher durch die Antizipation eines drohenden Themas unterbrochen wird, zeugt ein liegender Akkord von einer spannenden unheilvollen Erwartung. Der Klang einer entfernten Trompete leitet den Aufmarsch von Jephta's Heer ein und mündet in die dramatische Begegnung von Jephta mit seiner Tochter, charakterisiert durch markante Pedal-Soli und stürmische Passagen. Dabei enthüllt sich sein tragisches Gelöbnis im Falle seines Sieges den ersten Menschen zu opfern, der ihm zu Hause begegnet. Danach beginnt der letzte Teil des Satzes, die wehmutsvolle Klage der Tochter über ihren bevorstehenden Tod; einige der Tanzmelodien des Beginnes sind hier zu einer Trauermusik umgewandelt.
IV. – HOCHZEIT ZU KANA
Auch wenn in der heiligen Schrift keine Erwähnung über einen Tanz an dieser Stelle zu finden ist, so ist es für mich unvorstellbar, daß bei so gutem Weine nicht getanzt wurde. So beginnt dieser Satz nach einer kurzen Einleitung mit einem freudigen Einladungsruf. Nach einem lebhaften Zwischenspiel erklingt im Trompetenregister ein Hochzeitsmarsch und der Satz endet mit einer freudigen Tanz-Toccata.