Enjott Schenider: "Orgel mittelschwer, Schlagzeug eher leicht, kann aber vom Profi sehr vertieft ausgearbeitet werden. Düsterer Totentanz!"
- Percussion: große Trommel, kleine Trommel, 2 Toms, Triangel, großes Tamtam, metal chimes, Djembé, Cymbal, Röhrenglocke.
(Die Besetzung des Schlagzeuges kann im Sinne eines offenen Textes reduziert gehalten werden oder auch improvisativ erweitert und verfeinert werden.)
Uraufführung: 31. Dezember 2015 Sylvesterkonzert Josephskirche Rheinfelden (Baden) mit Irmtraud Tarr (Orgel) und Edward Tarr (Percussion)
Nachwort
Das um den mittelalterlichen „Vergänglichkeitsgedanken“ sich rankende Werk zitiert zwei Mal das gregorianische „Media vita in morte sumus“ (Mitten im Leben sind wir im Tod), das etwa im Jahr 750 in Frankreich entstanden ist und im vierten Kirchenton Deuterus plagalis (hypophrygisch) steht. Als protestantischer Choral wurde seit dem Erstdruck 1524 (Erfurter „Enchiridion“) Martin Luthers deutsche Fassung als „Mitten wir im Leben sind“ mit der Melodie von Johann Walther bekannt.
An der mittelalterlichen Anmutung ist das Schlagwerk wesentlich beteiligt, das mit dumpfen Trommelklängen zum TOTENTANZ einlädt: Nach einer mystischen Introduktion folgt zunächst eine zum vitalen Saltarello mutierte Transformation des Lutherischen „Mitten wir im Leben sind“, dann ein Mittelteil mit dem symbolhaften 12-Uhr-Schlagen einer imaginären Kirchenglocke. Dem schließt sich dann ein zunehmend virtuoser werdender „Valse Macabre“ an, der als Finale in ein holzschnittartiges Zitat des Lutherliedes mündet.
Mitten wir im Leben sind (Martin Luther)
Mitten wir im Leben sind
Mit dem Tod umfangen.
Wen suchen wir, der Hilfe tu,
Dass wir Gnad erlangen?
Das bist du, Herr, alleine.
Uns reuet unser Missetat,
Die dich, Herr, erzürnet hat.
Heiliger Herre Gott,
Heiliger starker Gott,
Heiliger barmherziger Heiland, du ewiger Gott,
Lass uns nicht versinken in des bittern Todes Not.
Kyrieleison.
Mitten in dem Tod ansicht
Uns der Höllen Rachen.
Wer will uns aus solcher Not
Frei und ledig machen?
Das tust du, Herr, alleine
Es jammert dein Barmherzigkeit
Unser Klag und großes Leid.
Heiliger Herre Gott,
Heiliger starker Gott,
Heiliger barmherziger Heiland, du ewiger Gott,
Lass uns nicht verzagen vor der tiefen Höllen Glut.
Kyrieleison.
Mitten in der Höllen Angst
Unser Sünd uns treiben.
Wo solln wir denn fliehen hin,
Da wir mögen bleiben?
Zu dir, Herr, alleine.
Vergossen ist dein teures Blut,
Das gnug für die Sünde tut.
Heiliger Herre Gott,
Heiliger starker Gott,
Heiliger barmherziger Heiland, du ewiger Gott,
Lass uns nicht entfallen von des rechten Glaubens Trost.
Kyrieleison.
(Erfurter Enchiridion 1524)