Französische Orgelmusik, am vorletzten Jahrhundertwechsel entstanden, erfährt hier instrumentale Aufwertung durch eine Posaune. Die Intention hinter diesen Ausgaben ist, das spätromantische Repertoire für Posaune und Orgel zu erweitern.
Ein zweiter Beweggrund: Die Stücke stellen bewusst keine hohen Forderungen an den Posaunisten, so dass hier auch engagierte Laien Literatur vorfinden. Letzteres bezieht sich wohl vor allem auf den Tonumfang (Spitzenton: f'), (1) fordert ein en gagiertes ff und gesangliche Qualitäten, die vor allem in (2) zum Tragen kommen.
Barié (1883-1915) war Schüler von Guilmant und Louis Vierne, ab 1906 Organist an St-Germain-des-Près in Paris und Orgellehrer am nationalen Blindeninstitut, René Vierne, der jüngste Bruder von Louis Vierne, ab 1904 Organist an der Hauptorgel von Notre-Dame-des-Champs in Paris, fiel im 1. Weltkrieg.
Die Bearbeitung dieser Musik ist durchaus lohnend, auch die solistische Auseinandersetzung mit den beiden Komponisten aus der zweiten Reihe der Pariser Orgelgrößen des Fin de Siécle wäre für Fans der französischen Spätromantik erwägenswert.
(Württembergische Blätter für Kirchenmusik 4/2003)