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Komponisten
Verlage A-Z
Komponist: Eisler, Hanns (1898-1962) 
Artikelart: NOTEN
Besetzung: Singstimme mit Begleitung
Bearbeiter/Hrsg.:
Anlass: -
Ausgabenart:Partitur
Verlag:Deutscher Verlag für Musik
Verlag-Nr.: DV1089, 979-0-2004-1008-2
Bestellnummer:  BM362056
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Eisler, Hanns (1898-1962)

Ernste Gesänge - für Bariton und Streichorchester (Partitur)

Inhalt:

Vorspiel und Spruch
Asyl Es-dur: In seiner Fülle (Hölderlin)
Traurigkeit: Wer traurig sein will (Viertel)
Verzweiflung: Nichts gibt’s, was würdig wäre (Leopardi)
An die Hoffnung Es-dur: O Hoffnung! Holde! (Hölderlin)
XX. Parteitag: Ich halte dich in meinem Arm (Richter, H.)
Komm ins Offene, Freund! Es-dur (Hölderlin)
Epilog: Nahe schon ist der Herbst (Hermlin)

Den Zyklus „Ernste Gesänge“ für Bariton-Solo und Streichorchester hat Eisler im Frühjahr 1961 begonnen und im August 1962 abgeschlossen. In diesem Werk, das sein letztes war (Eisler starb am 6. September), ist sowohl hinsichtlich der Auswahl und Bearbeitung der Texte als auch hinsichtlich der Wahl der musikalischen Mittel die ungewöhnliche stilistische Spannweite gewissermaßen komprimiert zu erfahren, die für diesen bedeutenden Musiker so charakteristisch und doch etwas ganz anderes ist als der spätere „postmoderne“ Pluralismus. Die in Herkunft und Anspruch so verschiedenen Texte und musikalischen Strukturen werden durch Eislers politische Grundüberzeugung zusammengehalten – hier bezogen auf die niederdrückenden Enthüllungen des XX. Parteitages der KPdSU (auf den Eisler als einziger Komponist der DDR expressis verbis reagiert hat!) und die damit zugleich bestärkte Hoffnung auf eine menschliche Perspektive des Kommunismus. 

Im Gespräch mit Hans Bunge am 14. August 1962 berichtete Eisler: „Die Zusammenstellung der Lieder hat mir die größte Mühe gemacht. Es kostete mich ein Jahr, um sieben kleine Stücke in Ordnung zu bringen“. Nach dem Sinn dieser Ordnung befragt, antwortete er: „Das ist: Besinnung – Überlegung – Depression – Aufschwung – und wieder Besinnung … Das muß halt so gemacht werden, sonst ist es nicht gut. Man kann nicht immer optimistische Lieder schreiben … man muß eben in den konkreten Situationen das Auf und Ab beschreiben, besingen oder referieren“. Dafür verwendet Eisler Hölderlin-Fragmente, die er schon früher komponiert hatte („Asyl“ 1939, „An die Hoffnung“ 1943); ferner einen Text von Bertolt Viertel, den jener schon 1936, bezogen auf die Jahresdaten der Hitlerdiktatur, geschrieben hatte und der als „Chanson allemande“ bereits 1953 vertont worden war. Nun in den Zyklus einbezogen, erhielt die „Traurigkeit“ einen neuen Sinn. Eisler bemerkte dazu: „… jetzt mag sich jeder die Jahresdaten aussuchen, über die er traurig sein will“. Das dritte Lied „Verzweiflung“, nach einem alten Text des italienischen Dichters Giacomo Leopardi, den Eisler schon 1953 als „Faustus Verzweiflung“ für Singstimme und Klavier komponiert hatte, erhielt im Zyklus ebenfalls einen neuen Stellenwert: „Ich brauche den tiefen Ansatz, um hoch zu springen“ – also um die Hoffnung hochzuheben. Der Titel zum Text des fünften Liedes „XX. Parteitag“ stammt von Eisler selbst. Er hatte sich aus einem Gedicht von Helmut Richter einige Zeilen herausgenommen und diese so überschrieben: „… ich glaube, es ist die Ehrlichkeit des Künstlers, diese Dinge zu benennen, die wir jetzt schwer durcherlebt haben.“ Trauer und die Hoffnung auf das künftige Glück sind bestimmend für das ganze Werk. Der Herbst der Metapher in mehrfacher Hinsicht: es geht um Rückerinnerung und den Vorblick auf die Zukunft sowohl im Bereich des ganz persönlichen als auch im übergreifend gesellschaftlichen Lebenszusammenhang. Eisler thematisiert hier individuell das Alter. Und dieser allgemeine „menschliche Herbst“ ist gleichermaßen zu verstehen als der „Herbst der Politik“. 

In dem schönen Gespräch mit Hans Bunge (6. November 1961) sagte Eisler: „Wenn zum Beispiel der Stalinkult abstirbt, ist das Herbst für Stalin. Der fällt wie die Blätter.“ So ist der Zyklus „Ernste Gesänge“, ein Werk, von dem Eisler nicht wissen konnte, dass es ein letztes sein würde, ein bedeutendes Dokument für seine generelle Haltung als politischer Komponist. Einen Tag nach dem Abschluss der Arbeit sagte er über seine „bescheidene Musik“ zu Hans Bunge: „Diese Widersprüche liebe ich. Und der Widerspruch ist gewiß auch in meiner letzten Arbeit – zwischen den ‚Ernsten Gesängen’ und der jetzigen Situation. Aber ich glaube, wir müssen über die Vergangenheit nachdenken. Wer die Zukunft haben will, muß die Vergangenheit bewältigen. Er muß sich reinigen von der Vergangenheit, um klar und sauber in die Zukunft zu blicken. Ich glaube, daß wir viel zu wenig dafür tun. Vielleicht ist es die Aufgabe eines Künstlers – und seine Aufgabe ist eine sehr bescheidene, wenn wir die heutige Welt betrachten -; die Vergangenheit echt und scharf zu sehen und sie (und dazu ist die Kunst ja besonders geeignet) überzuleiten in eine Zukunft. Wer das nicht macht, wird einen schmierigen Optimismus widerspruchslos übergeben.“ Eisler hat den Zyklus ganz auf die Intensität des Gesangs hin komponiert. 

In der Singstimme wir auch im Orchestersatz steht die Komplexität freier Atonalität (in „Vorspiel und Spruch“ oder auch in „An die Hoffnung“) neben der Simplizität des tonalen Satzes (in „XX. Parteitag“, wo der Eislersche Marschtypus durchscheint). Am Ende des Werkes, im „Epilog“ und dessen Nachspiel verweist die ungebrochene melodisch-harmonische Schönheit auf eine tiefer liegende ideologische Problematik: die dreifache Wiederholung der Gewissheit künftigen Glücks ist eine dreifaltig-gläubige Beschwörungsformel, die diese Gewissheit zugleich in Frage stellt. Sie verrät ebenso ideologische Unsicherheit wie die schöne Verheißung des schließenden instrumentalen Wohlklangs – welche auch durch den abrupten Pizzicato-Schluss nicht wirklich relativiert wird. Die harmonische Idylle suggeriert Widerspruchslosigkeit. Sie hat etwas jenseitig Unrealistisches (das zu Eisler so gar nicht passt) – und ist doch ungewollt „realistisch“ und von heute aus gesehen zugleich „tragisch“. 

Es scheint, dass Hanns Eisler im Herbst 1962, obwohl er verbal an der kommunistischen Perspektive nicht gezweifelt hat, als sensibler Künstler sich des „künftigen Glückes“ so gewiss nicht mehr war. 
(Günter Mayer) 

[Bar,Str] 1961/62  12'  Text: Hölderlin, F. / B. Viertel, G. Leopardi, H. Richter, St. Hermlin 


Ausgabe: P
 

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