- Prednacinatel' nyj psalom "Blagoslovi, duše moja" / Eingangspsalm "Preise meine Seele" (1881)
- Svete tichij / Abendhymnus "Mildes Licht" (1881)
- Bogorodice Devo, radujsja / Tropar "Gottesgebärerin, Jungfrau" (1881)
- Polielej "Chvalite imja Gospodne" / Polyeleion "Preist den Namen des Herrn" (1881)
- Stepenna "Ot junosti moeja" / Stufenpsalm "Von meiner Jugend an" (1881)
- Voskresenie Christovo videše / Nachdem wir die Auferstehung Christi gesehen haben (1881)
- Svjat Gospod' Bog naš / Heilig ist der Herr, unser Gott (1881)
- Borgorodi "Preblagoslovenna esi" / Gesang zur Ehren der Gottesmutter "Hochgelobt bist du" (1881)
- Velikoe slavoslovie "Slava v vyšnich Bogu" / Große Doxologie "Ehre sei Gott in der Höhe" (1881)
- Vzbrannoj voevode pobeditel'naja / Siegreiche himmlische Heerführerin (1881)
Die vom Carus-Verlag edierte vierteilige Auswahlausgabe von Peter Ilijtsch Tschaikowskys Chormusik für den russisch-orthodoxen Gottesdienst ist nun mit diesem 4. Heft abgeschlossen. Im Jahr 1882 erklangen bei der ersten Aufführung während der Industrieausstellung in Moskau erstmals Sätze des op. 52. Tschaikowsky hatte sich der großen Aufgabe unterzogen, die Vertonung der „Ganznächtlichen Vigil“ des russisch-orthodoxen Stundengebetes zu vertonen. Er bewerkstelligte dies anhand der Grundlage des Obichod notnago penija, der Ausgabe des einstimmigen, in rhythmisch differenzierter Quadratnotation auf Fünfliniensystem gedruckten liturgischen Gesanges der russisch-orthodoxen Kirche. Mit den hier ausgewählten 10 Nummern wird eine sinnvolle Kompilation erreicht, die die Gebetszeiten des östlichen Stundengebets, das etwa dem des römischen entspricht, nachvollziehen lässt. […]
Tschaikowsky nähert sich unterschiedlich stilistisch der Vorlage, sieht aber in der angemessenen Harmonisierung der liturgischen Melodien seine Hauptaufgabe, wobei er von strenger Harmonik ausgeht, Chromatik, Quartsext- und Septakkorde vermeidet, Nebendreiklänge als gleichberechtigte Partner der Hauptdreiklänge einbezieht. Sie prägen weitgehend den „modalen“ diatonischen Grundcharakter. Er hat sicher durch dieses Verfahren nicht den ursprünglichen Charakter und die ursprüngliche Form der russischen Kirchenmusik herstellen können, wie er es noch zu Beginn seiner Arbeit anspruchsvoll intendiert hatte. Dennoch ist seine „eklektische Arbeit“, wie er später seine ,Nachtwache' nannte, ein wichtiges Reformwerk für die kurze russische Epoche der mehrstimmigen russischen Kirchenmusik. Der im Original in kyrillischer Schrift unterlegte kirchenslawische Text wurde lateinisch transliteriert. Von einer fremdsprachigen Übersetzung der kirchenslawischen Texte wurde abgesehen, sodass sich die besondere Klangwelt der russisch-orthodoxen Kirchenmusik zusammen mit der herrlich klingenden Originalsprache zwingend erschließt. Eine deutsche Übersetzung befindet sich im Vorwort der Ausgabe; Allgemeine Hinweise zur Phonetik finden sich in Heft 3 dieser Reihe, die Stücke der Vigil sind außer in der Gesamtausgabe unter Weglassung eines Klavierauszuges in sechs Einzelausgaben erhältlich.
Musica Sacra 6/1996