Von den acht Vokalstimmen der "Schwanengesang" genannten ganzen Werkgruppe sind zwei verlorengegangen, sodass diese in der erhaltenen Fassung nicht aufführbar ist. Da aber der Kompositionsstil von strenger Regelhaftigkeit geprägt ist und die beiden Teilchöre oftmals gemeinsames motivisches Material haben, kann der Versuch unternommen werden, aus dem Erhaltenen das Verlorene zu erschließen.
So ist das Werk 1984 in einer von dem Dresdner Schütz-Forscher Wolfram Steude rekonstruierten Fassung erstmals veröffentlicht worden und seither in vielen Aufführungen erklungen. Die Neuausgabe von Werner Breig im Rahmen der Stuttgarter Schütz-Ausgabe bietet eine neue aufführbare Fassung. Dabei konnten für zahlreiche Stellen andere Rekonstruktionsmöglichkeiten empfohlen und überdies manche bisher unentdeckten Fehler berichtigt werden.
Inhalt: 14 Werke
- Aleph und Beth. Wohl denen, die ohne Wandel leben
- Gimel und Daleth. Tue wohl deinem Knechte, dass ich lebe
- He und Waw. Zeige mir, Herr, den Weg deiner Rechte
- Zajin und Chet. Gedenke deinem Knechte an dein Wort
- Tet und Jod. Du tust Guts deinem Knechte an dein Wort
- Kaph und Lamed. Meine Seele verlanget nach deinem Heil
- Mem und Nun. Wie hab ich deine Gesetze so lieb
- Samech und Ajin. Ich hasse die Flattergeister
- Pe und Sade. Deine Zeugnisse sind wunderbarlich
- Qoph und Resch. Ich rufe von ganzem Herzen
- Schin und Taw. Die Fürsten verfolgen mich ohn Ursach
- Psalm 100. "Jauchzet dem Herren, alle Welt"
- Deutsches Magnificat. "Meine Seele erhebt den Herrn" (1671)
- Deutsches Magnificat "Meine Seele erhebt den Herrn"
Rezensionen:
... Oft aber kommt Breig dem schützschen Idiom noch näher als sein großer Vorgänger: Manche Übergänge gelingen ihm nahtloser, manche Stellen - etwa die Musikalisierung der „eitlen Wahrheit" in der zehnten Motette - wirken zugespitzter, glänzender, konzertanter als die Lösungen Steudes.
Sven Hiemke, Musik & Kirche, Mai / Juni 2018