Urtext herausgegeben von Ulrich Mahlert [Klav] Dauer: 30'
Die 1852/53 entstandenen 12 Klavierstücke Frühlingsboten op. 55 markieren im Schaffen von Joachim Raff einen kompositorischen Neubeginn, mit dem der Komponist seine bis dahin entstandenen und veröffentlichten Klavierwerke hinter sich ließ. Der Werktitel Frühlingsboten ist mehrschichtig. Er beinhaltet nicht nur einen Bezug zum Frühling in der Natur, wie etwa die Überschriften der ersten beiden Stücke, „Winterruhe“ und Frühlingsnahen“ zum Ausdruck bringen. Das Wort „Frühlingsboten“ deutet außerdem auf den „Liebesfrühling“, das Aufblühen der Liebe zu seiner späteren Ehefrau, der Schauspielerin Doris Genast. Dies zeigt sich in den Überschriften der Stücke ab Nr. 3, die den Weg von der Annäherung über verschiedene Irritationen bis zur Verbundenheit eines imaginären Paares skizzieren. Und schließlich sah Raff in seinem neuen Klavierwerk die „Vorboten“ seiner künftigen, unter „glücklichen Verhältnissen“ entstehenden Arbeiten.
Immer wieder zeigt Raff in den Frühlingsboten seine Fähigkeit zur Adaption von Idiomen und Satztechniken in Klavierwerken von Liszt, Chopin, Mendelssohn, Schumann und anderen. Gleichwohl besitzen die Stücke eine durchaus originelle Diktion. Ihr Charakterspektrum ist ebenso vielfältig wie die klavierstilistische Gestaltung.
01. Winterruhe
02. Frühlingsnahen
03. Gelübde
04. Unruhe
05. Annäherung
06. Wirrniss
07. Vorwurf
08. Fern
09. Frohe Kunde
10. Zu zwei
11. Ohne Ruhʼ
12. Abends