Die Beschränkung des Weihnachtsliedes “Stille Nacht” auf die klangliche Konstellation von Tonika, Dominante und Subdominante bedeutet für ausübende Berufsmusiker, in dem Fall für Kirchenmusiker, abgesehen vom textlichen Inhalt, ein stetes Ärgernis. Die harmonische Reduzierung, die bei dieser Melodiebildung jegliche Komplexität vermissen lässt, ist geradezu das Markenzeichen für die weltweite populäre Verbreitung. Diese Melodie in ein künstlerisches Umfeld von Harmonie und Rhythmik einzubetten, war ein Anliegen, diese Partita entstehen zu lassen.
Auf allgemeine, gar detaillierte Registrierangaben wurde verzichtet. Je nach Dispositionslage sollte eine möglichst abwechslungsreiche farbige Klangpalette dem c.f. Vorrang geben, wobei Manuale und Pedal oft genug unterschiedliche Registrierungen und somit auch entsprechende Dynamiken aufweisen können. Ein für die Liturgie einigermaßen brauchbarer Text des Hilfspfarrers Joseph Mohr aus dem Jahr 1818 findet
sich in den nachfolgenden Strophen, die in den kirchlichen Gesangbüchern unterschlagen werden.
Stille Nacht! Heilige Nacht! - Stille Nacht! Heilige Nacht!
Die der Welt Heil gebracht, - Wo sich heute alle Macht
Aus des Himmels goldenen Höh’n - Väterlicher Liebe ergoss
Uns der Gnade Fülle lässt seh’n - Und als Bruder huldvoll umschloss.
Jesus, in Menschengestalt, - Jesus die Völker der Welt,
Jesus, in Menschengestalt! - Jesus die Völker der Welt!
“Stille Nacht, heilige Nacht” gilt weltweit als das bekannteste Weihnachtslied und als Inbegriff des Weihnachtsbrauchtums im deutschen Sprachraum. Es wurde 1818 in einer römisch-katholischen Kirche in Oberndorf bei Salzburg uraufgeführt. In dieser Zeit ist der deutsche Liedtext weltweit in 320 Sprachen und Dialekten übersetzt und gesungen worden. Von den ursprünglich sechs Strophen werden in der allgemeinbekannten Fassung nur die erste, zweite und letzte Strophe gesungen. 2011 wurde „Stille Nacht, heilige Nacht“ von der UNESCO auf Antrag als immaterielles Kulturerbe in Österreich anerkannt.