1. Ciacona und Fuge d-Moll BWV 1178
2. Chacona g-Moll BWV 1179
Am 17. November 2025 wurden die vorliegenden Ciaconas dem interessierten Publikum in der Leipziger Thomaskirche erstmals vorgestellt. Es sind zwei bisher wenig bekannte Werke Johann Sebastian Bachs, die aus seiner Arnstädter Zeit stammen. Dort hatte er mit 18 Jahren seine este Organistenstelle angetreten und bald auch Routine im Komponieren gesammelt. Schon die frühen Stücke zeigen die Einflüsse der norddeutschen Schule auf den mitteldeutschen Komponisten.
Die Manuskripte der beiden Ciaconas liegen in der Königlichen Bibliothek in Brüssel und wurden nicht neu entdeckt. Schon seit vielen Jahren sind die Quellen bekannt; auch die beiden jetzt vorgestellten Werke unterlagen schon etlichen Begutachtungen – sie wurden in den 1960er Jahren sogar auf Schallplatte eingespielt. Von wem sie stammten, war aber lange unklar. Johann Sebastian Bachs selbst hatte die Manuskripte sicher nicht notiert.
Dem Leiter des Leipziger Bach-Archivs, Peter Wollny, und seinen Mitarbeitern ist es nun gelungen, das Geheimnis zu lüften. Sie stießen bei ihren Recherchen auf den Organisten Salomon Günther John. Den Bach-Forschern gelang es, Schriftstücke von seiner Hand zu identifizieren. Somit waren Schriftvergleiche möglich. Dies führt schließlich ans Ziel: Die Maunskripte ließen sich John zuordnen. John hatte an anderer Stelle angegeben, er habe „bey dem ehemaligen Herrn Organist in Arnstadt“ Unterricht erhalten – zu der Zeit, als Bach dort amtierte. Es wird vermutet, dass John die Werke seines Lehrers für seinen Bedarf abschrieb – ein damals ganz normales Vorgehen zum Literaturerwerb und eine sehr häufige (und oft einzige) Quelle von Werken Bachs.
Nun können die beiden vorliegenden Werke dem Frühwerk Bachs sicher zugeordnet werden, wissenschaftlich, aber durchaus auch musikalisch. Sie sind zwar keine spektakulären, jahrhundertelang vergessenen Dachbodenfunde, sondern an sich bereits bekannte Stücke. Doch die Zuordnung zu Bach gibt ihnen noch einmal eine andere Perspektive.