Weihnachtsmotette
Gattungen: Motetten; Reihen bei Carus: Stuttgarter Ausgaben (Urtext); Verwendung / Kirchenjahr: Advent, Weihnachten
cantus firmus ”Vom Himmel hoch”
Besetzung: Coro SATB/SATB, [8 Instr, Bc]
Ausgabe: kartoniert
Seiten: 40
Johann Christoph Bach: Merk auf, mein Herz und sieh dorthin
An der Harvard-University ist eine Partitur aufgetaucht, deren Besitzverhältnisse sich zurückverfolgen lassen bis in die Bibliothek der Thomasschule: „Merk auf, mein Herz und sieh dahin“. Im Bach-Werkeverzeichnis steht diese Komposition im Anhang unter der Nr. 163 und ist dort Johann Bernhard Bach oder Johann Ernst Bach zugeschrieben. Der Herausgeber, Peter Wollny, hat vor allem aus stilistischen Gründen den Eisenacher Johann Christoph Bach vorgeschlagen, ohne andere Möglichkeiten ganz auszuschließen. Wer auch immer der Komponist sein mag, durch seine Abstammung aus der Leipziger Thomasschule und möglicherweise auch Aufführungen durch Johann Sebastian Bach ist das Werk geadelt, und das mit Recht. Diese Vertonung von Teilen des Luther-Liedes „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ steht deutlich über den vergleichbaren Motetten des thüringischen Umfelds. Die Doppelchörigkeit wird hier in vielfältiger Weise genutzt, die Melodie verschiedenartig einbezogen. Interessant ist die Bezeichnung „tremulo“ bei lang ausgehaltenen Akkorden auf dem Wort „ruhn“, die Peter Wollny in Viertelstöße auflöst. Bei diesem Werk handelt es sich um eine wichtige Neuerscheinung frühbarocker Musik.
Peter L. Voß
Quelle: Musik und Kirche 2/1996, S. 116