Herausgegeben von Hansjörg Drauschke und Thomas Ihlenfeldt
Zu dieser Ausgabe / On this Edition
Vorwort / Preface
Kritischer Bericht
Abbildungen
Texte / Texts
Inhalt
R. Keisers Gemüths-Ergötzung
Cantata prima. Der unvermuhtlich-vergnügte Philenus
1. Recitativo Der weiße Tag fing mählich an zu schimmern
2. Aria Nach dem Regen scheint die Sonne
3. Recitativo Dein Trauren ist mit dieser Nacht vergangen
4a/b. Aria Erwarte noch heute der süßesten Freuden / Ritornello
5. Recitativo Hierauf verschwand der Traum
6a/b. Ritornello / Aria Die Liebe zeigt zwar meinem Herzen / Ritornello
7. Recitativo Jedoch, dacht’ er mit wünschendem Verlangen
8. Aria Komme, mein Engel, mein himmlisches Kind
9. Recitativo Drauf eilt’ er nach der bunten Auen
10. Aria Brich die Rosen, kühne Hand!
Cantata seconda. Der vergnügte Amyntas
1. Recitativo Des Himmels Herz, das Auge dieser Welt
2. Aria Alles findet sein Vergnügen
3. Recitativo Drauf ging er fort
4a/c. Aria Wie süß ist es, nach herber Pein /
Auf Treu ist Lieb und Lohn bereit
4b. Recitativo Sie brach sobald nicht mit den Worten ab
4d. Ritornello
5. Recitativo Amyntas hörte dies begierig an
6. Aria Schauet mein Herze, das gleichet den Klippen
7. Recitativo Drauf sprang er auf
8. Aria Endlich, endlich sei geneigt
9. Recitativo Die Schöne ward hiedurch bewegt
10. Arioso Schlaft, schlafet im Vergnügen
Cantata terza. Der glückliche Fischer
1. Recitativo An einem silberklaren Bach
2. Aria Helle Tropfen! rinnt von hinnen
3. Recitativo Kaum hatte sie den schönen Mund geschlossen
4. Aria Melisse, denke meiner Brunst!
5. Recitativo Die Schöne ward durch diese Wort’ entstellt
6. Aria Vergönne, mein Engel
7. Recitativo Melisse lachete dazu
8. Aria Auf der See wohnt meine Lust
9. Recitativo Dies Lied entzückete der Nymphen Sinn
10a/b. Aria Ihr Gärten und ihr Auen / Ritornello
11a/b. Recitativo / Concertato Drauf war der Tag in lauter Lust volllbracht
Cantata quarta. Die verliebte Diana
1. Recitativo Bei kühler Abenddämmerung
2. Aria Komm, komme, komm, eile, mein Leben, mein Licht
3. Recitativo Sie hatte kaum entdecket ihr Verlangen
4. Aria Philomele, deinen Willen zu erfüllen
5. Recitativo Doch wie mich deucht, fiel sie mit Reden ein
6. Aria Dein Lieben ist Scherzen
7. Recitativo Je mehr sie sang
8. Aria Holder Zephir, bring ihn her
9. Recitativo Und hierauf schwebte Zephir fort
10. Arioso Lässt denn der Schlaf empfangen
Cantata quinta. Die geschilderte Hermione
1. Recitativo Ein weiter Saal, drin Gold die Wände zierte
2. Aria Nichts als schmerzlichs Angedenken
3. Recitativo Er sah die Rosen ihrer Wangen
4. Aria Ihr lächelt, ihr Mörder
5. Recitativo Wie aber? fiel er traurig ein
6a/b. Ritornello / Aria Ihr Geister, eilt von hinnen
7. Recitativo Drauf hielt er ein mit Singen
8a/b. Aria Hermione, gute Nacht / Ritornello
Cantata sesta. Die biß an den Todt geliebte Iris
1a/b. Grave Die Liebe währt bis an den Tod / Recitativo Mit diesen Worten gab die Treu
2. Aria Der Himmel will stets grausam sein
3a/b. Recitativo Kaum hatt‘ er dies mit Wehmut ausgesprochen / Arioso Die Liebe währt bis an den Tod
4. Aria Ich spiele mit meinen verstrickenden Ketten
5. Recitativo / Arioso Ihr Sternen sollet Zeugen sein
6. Recitativo Du holder Zephir musst die sanften Flügel
7. Aria Tragt, ihr Lüfte, meinen Eid
8a/b. Recitativo Hierauf verließ er seinen Ort / Arioso Die Liebe währt bis an den Tod
Cantata ultima. Die rasende Eyfersucht
1. Recitativo Ist dies der Lohn, erboste Tigerbrut
2. Aria Führt auch Phlegetons Gewässer
3. Recitativo O Seelenqual, die meinen Geist verheeren!
4. Aria Kommet zusammen, geplagete Sinnen!
5. Recitativo Klagt Phillis, dass Demophoon entfernet
6. Aria Nicht das Entfernen noch der Tod
7. Recitativo Wie aber, spross aus Amors Zuckersaat
8. Aria Megæra, was zögerstu, stelle dich ein!
Divertimenti serenissimiDuetto a soprani / Aria a due soprani. „Caro autor“ / „Dagli amori flagellata“
1. Duetto Caro autor
2. Aria Dagli amori flagellata
Cantata a baritono. L‘occaso di Titone all‘Aurora oriente
1. Aria Più chiare, più belle accender le stelle
2. Recitativo So gab Titon‘ Auroren selbst den Preis
3. Aria Der Schönheit selbst ein Licht zu geben Aria a due soprani. „Chi non spera in amor“
Cantata a soprano. Il geloso sprezzante
1. Recitativo Oh miseria! d‘amante core
2. Aria Nice crudel, perché
3. Recitativo Ma già che l‘amor mio
4. Aria Posso con questo cor
Duetto a soprano e contralto. „Alle Fessel, die uns binden“
Aria. „Salvate il mio sposo“
Aria. Poesia della Signora Contessa di K.
„Ihr schönen Augen seid selbst Richter“
Il sonno. Cantata a voce sola
1. Recitativo L‘amata del mio sen
2. Aria Son lassa, sì, son lassa
3. Recitativo Il dolce Dio de‘ cori a questi accenti
4. Aria Torna, o sonno, con l‘imago del mio vago
Musicalische Land-Lust Von dem Land-Leben
1a. Arietta Beblümte Felder, ihr grünen Wälder
2. Recitativo Du edles Leben auf dem Lande
1b. Arietta Hier hat die Liebe zu ihrem Triebe
3. Recitativo Drum gute Nacht, du große Stadt
4. Aria Letze dich, vergnügte Seele
Über den 62. Psalm
1. Aria Meine Seele bleibet stille
2. Recitativo Gott ist mein Hort, mein Schutz, mein Trost, mein Hoffen
3. Aria Ich harr‘ auf Gott und hoff‘ auf Ihn
Von der Music
1. Aria Angenehmste Augenblicke, die jetzt meine Seele fühlt
2. Recitativo Die Sorgen weichen nun von mir
3. Aria Selige Stunden, ergötzet mich mehr
4. Recitativo Itzt hab ich himmlische Gedanken
5. Aria Holde Saiten, spielt und scherzet
Von der Zufriedenheit
1. Aria Kommt, ihr angenehmen Stunden!
2. Recitativo Entflieht, unruhige Gedanken
3. Aria Frohlocket, ihr Herzen
4. Recitativo Zufriedenheit, die uns mit Anmut nähret
5. Aria Entflieht, ihr traurigen Gedanken
Kayserliche Friedens-Post nebst verschiedenen moralischen Sing-Gedichten und Arien Friedens-Post. Prologo a baritono e soprano con istromenti
1. Aria Auf! zur Lust! Auf zum Scherz!
2. Recitativo Ja, Teutschland, sei getrost!
3. Aria Gott, der durch Carl den Frieden uns gegeben
Atto primo, scena terza Cynthia
1. Aria Ermuntre die Sinnen, verjage die Sorgen
2. Aria Ich will mich dir nicht widersetzen
Atto secondo, scena seconda Der Soldat. Cantata a basso con istromenti
1. Aria Ich folge der Trommel und wähle den Degen
2. Recitativo Ja, ja, nichts kann mir sonst Vergnügen geben
3. Aria Lasst der Stücke Donner knallen
Der Staatsmann
Aria Es herrscht ein fremder Trieb in meiner Brust
Der Geistliche. Cantata a soprano con istromenti
1. Aria Gute Nacht! o Welt!
2. Recitativo Ja, ja, ich will dem freien Leben
3. Aria O Einsamkeit, du Paradies
der stillgesinnten Herzen
Atto terzo, scena prima
Orontes
Aria Entweichet von hinnen, bekümmerte Sinnen
Der Freyer. Cantata a soprano con istromenti
1a/b. Aria Die Liebe bleibt ein süßes Wesen /
Die Liebe wird ein bittres Wesen
2. Recitativo Doch wer sich eh‘lich will verbinden
3. Recitativo Ja, ja, auf die Art ist die Freierei
4. Aria Wer sich im Lieben nicht will betrüben
Anhang
„Chi non spera in amor“, Orpheus (1709)
„Ihr schönen Augen seid selbst Richter“, Arsinoe (1710)
„Eine stolze Hand zu küssen“, Fredegunda (1715)
„Vieni a me, dolce oggetto“, Fredegunda (1715)
Reinhard Keiser (1674 –1739) gehört zu den produktivsten und einflussreichsten deutschen Komponisten um 1700. Das in dieser Zeit entstehende Bewusstsein für eine ästhetisch eigenwertige deutsche Musik, die derjenigen Italiens und Frankreichs auf Augenhöhe gegenüber steht, leitet sich in den ersten zwei Dekaden des 18. Jahrhunderts wesentlich von seinem Schaffen ab. Grundlage dafür ist Keisers melodiebetonter, auf unmittelbar sinnliche Wirkung gerichteter Stil, der für die Musikästhetik im nord- und mitteldeutschen Raum paradigmatische Bedeutung erlangte. Im Zentrum des zeitgenössischen Interesses stehen dabei die großen vokalen Gattungen Oper, Oratorium und (liturgische) Passionsmusik. Diesen Gattungen haben sich bisher auch Forschung und Edition hauptsächlich zugewandt. Initiierend wirkte Keiser freilich auch in den kleineren vokalen Gattungen, vornehmlich der weltlichen Kantate, für deren an italienischen Mustern orientierte deutsche Ausprägung ihm maßgebliche Bedeutung zukommt. Diese Kantaten bilden den Kern der vorliegenden Ausgabe, hinzu kommt weitere Kammer- und Konzertmusik Keisers, die durch gemeinsame Publikation oder handschriftliche Überlieferung eng mit den Kantaten verbunden ist. Insgesamt handelt es sich um ein verhältnismäßig kleines, jedoch äußerst heterogenes Korpus an Werken: um deutsche und italienische Solokantaten, um größer besetzte und auf deutsche Texte komponierte Festmusiken (von denen sich nur ein Bruchteil musikalisch erhalten hat), um Duette und Einzelarien.
Ziel der Ausgabe ist es zunächst, für Musikpraxis und musikwissenschaftliche Forschung verlässliche Notentexte eines Repertoires zu bieten, das bisher noch so gut wie gar nicht in modernen Ausgaben verfügbar war.
Die Beschäftigung mit Keisers vokaler Kammermusik führt zu weiter gehenden Fragen, für deren Bearbeitung eine Basis geschaffen werden soll. Die Werke entstanden für den privaten und halböffentlichen Bereich des höfischen (Braunschweig-Wolfenbüttel) und urbanen Lebensraumes (Hamburg). Damit zielen sie auf andere ufführungskontexte als Oper und Oratorium und sind textlich wie musikalisch von entsprechend anderen Produktionsbedingungen geprägt. Die Stücke sind Zeugnisse der funktionalen und damit der textlich-musikalischen Vielschichtigkeit nichtszenischer Formen. Auch eröffnen sie einen bisher kaum eingenommenen Blick auf den Komponisten Keiser als Mitglied einer elitären Lebenswelt jenseits von Bühne, Konzertsaal und Kirche.
Durch die Publikation solcher Werke veränderte sich wiederum die Perspektive: Nun wendeten sich dieselben Kompositionen an eine breite öffentliche Käuferschaft aus unterschiedlichen sozialen Gruppen und wirkten weit
über den Verlagsort hinaus. Durch den Druck wurden sie in einer endgültigen Form festgeschrieben und dem öffentlichen Diskurs übergeben, dem die Vorworte in verschiedener Weise Vorschub leisteten.
In diesem Zusammenhang ist es bemerkenswert, dass Keiser ganz selbstverständlich Musik aus seinen Opern zu Kammermusik umarbeitete. Die jeweils vorgenommenen Anpassungen an den neuen Rezeptionskontext
ermöglichen Einblicke in Keisers Verständnis vom Unterschied zwischen Musik für die Kammer und solcher für die Bühne. Greifbar werden möglicherweise auch allgemeine Erwartungen an den Standard von Kammermusik, wie er u. a. für Hamburg verbindlich war. Darüber hinaus wird es erstmals an zahlreichen Beispielen möglich sein, Keisers Verfahren der Eigenparodie zu untersuchen. Um das zu erleichtern, sind die ermittelten Vorlagekompositionen, soweit sie nicht schon in einer Neuausgabe vorliegen, im Anhang mitgeteilt.
Auch bei den handschriftlich überlieferten Kantaten und Arien Keisers wird die grundsätzliche Nähe zwischen Opern-, Konzert- und Kammermusik – nun als Rezeptionsphänomen – deutlich. Oft enthalten Sammelhandschriften sowohl Kantaten als auch Opernarien, möglich ist auch die Gewinnung einer Kantate aus Opernausschnitten durch einen fremden Bearbeiter.
eine solche Sammelhandschrift und eine aus Opernmusik gewonnene Kantate ediert. Werke ungeklärter Autorschaft, die mit hoher Wahrscheinlichkeit von Keiser stammen, erscheinen im Anhang. Keisers Drucke bieten über die Musik und die vertonte Poesie hinaus weiteres wertvolles Material. So stellen einige der Vorreden neben Keisers „Anmerckungen“ zu Johann Matthesons Neu-Eröffnetem Orchestre (Hamburg 1713) die einzigen überlieferten musikästhetischen Äußerungen des Komponisten dar. Alle Vorreden der Kantatendrucke wurden vollständig faksimiliert. In den Widmungen schließlich werden Keisers Vernetzung innerhalb der Hamburger Kulturlandschaft und das enge Vertrauensverhältnis, in dem er zu vielen Widmungsträgern stand, greifbar.
Die vorliegende zweibändige Ausgabe bildet den Abschluss eines bei Florian Noetzel, Wilhelmshaven, begonnenen Editionsprojektes. Dort erschien 2005 ein erster Band, der die beiden großbesetzten Kompositionen Hercules auf dem Scheide-Wege (bis 1713; Text aus unbekanntem Anlass von Johann Ulrich König) und Entlaubte Wälder (Hochzeitsserenata, 1716; Text von Michael Richey) enthält.