Der Titel dieses für die Praxis aus der Gesamtausgabe der Werke von Michael Praetorius zusammengestellten Oratoriums "Musica – ein himmelischer Tantz" geht auf ein Akrostichon-Gedicht von Luthers Freund und musikalischem Ratgeber Johann Walter zurück.
Die Anfangsbuchstaben der Zeilen ergeben das Wort MUSICA:
M usik ist ein gewunden Krantz
U nd gleich ein himmelischer Tantz,
S üßiglich jede Stimme singt,
I n Freuden zu der andern springt,
C oncordia und Charitas,
A us Freud sich herzen, halten Maß.
(aus "Der Musica Testament und letzter Wille samt allen ihren Stimmen" von Johann Walter)
Die irdische Musik als Abbild und Vorgeschmack der Musik und des Tanzes der Engel – diese alte Vorstellung führte zur Idee der Auswahl: Den vokalen Werken gehen Tänze aus der Sammlung „Terpsichore" von Praetorius voraus, die in Tonart und Taktart dem folgenden Stück verwandt sind.
Sie können in der Aufführung als Barocktänze von einem Paar getanzt werden.
Die Instrumentierung ist von Praetorius nicht genau festgelegt, sondern konnte je nach vorhandenen Möglichkeiten variiert werden. Blockflöten, Gamben, Zinken, Posaunen, Krummhörner, Dulziane und verschiedene Generalbassinstrumente, kurz, das ganze zeitgenössische Instrumentarium stand damals Praetorius zur Verfügung. Ebenso lässt sich das Werk aber auch mit modernen Instrumenten realisieren.
Die Instrumentierung kann so den jeweiligen Möglichkeiten angepasst werden.
Im Textteil ist ein Besetzungsvorschlag mit historischem Instrumentarium angegeben.
Schlagwerk (Tambourin, Schellenkranz, etc.) ist bei den Tänzen ad libitum einsetzbar.
Das etwa einstündige „Oratorium" ist von einem guten Laienchor ohne weiteres zu bewältigen. Außerdem können Vokalsolisten eingesetzt werden. Jeder Einzelsatz kann für sich verwendet werden.
So lässt sich das Oratorium auch als Sammlung von zunächst einzeln einstudierten Stücken allmählich zusammensetzen.
Bei den Kantionalsätzen kann eventuell die Hörergemeinde die Strophen mitsingen.
Die Musik von Praetorius zeugt von seiner Musikbegeisterung.
Von seinem Erfurter Freund Michael Altenburg ist der Ausspruch von Michael Praetorius überliefert: "Ja die Musik wird sogar noch immer höher steigen und so hoch kommen, bis entlichen der fröliche jüngste Tag sich herbeynahet, da sie dann der himmelischen und engelischen Music gleich werde."
Hans-Peter Braun