Brixi gehört zu einer weitverzweigten böhmischen Komponistenfamilie, deren (meist geistliche) Werke sich zu ihrer Zeit bis in die Landgemeinden hinein einer großen Beliebtheit erfreuten.
Die vorliegende, erstmals im Druck erscheinende Kurzmesse (mit dem nicht authentischen Untertitel „Missa aulica“) ist dafür ein typisches Beispiel: Musik in kleinerer Besetzung, mit nur geringen Ansprüchen an die Solisten – melodiös, volkstümlich, spielerisch.
Besetzung: Soli SATB, Coro SATB, 2 Ctr, Timp, 2 Vl, Org, Bc
Sprache: lateinisch
Dauer: 25 min
Seiten: 64
Die „Missa Aulica“ ist für jeden Kirchenchor aufführbar, ohne dabei simpel oder gar langweilig zu sein. Sie ist in sich stimmig. Das überwiegend homophon gehaltene „Kyrie“ strahlt Zuversicht aus, das freundliche „Christe eleison“ stellt für einen guten Chortenor eine dankbare Aufgabe dar. Die textbedingten Stimmungsunterschiede im „Gloria“ („gratias agimus“, „miserere nobis“, „suscipe“) kommen sehr deutlich zur Geltung. Auch hier können Chorsänger die solistischen Aufgaben gut bewältigen. Das „Credo“, in vielen Messen wegen seiner Textfülle problematisch, wird nirgends eintönig, obgleich nur die üblichen Ausdrucksmittel zur Anwendung kommen: zu Beginn blockhafte, festliche Homophonie im Allegro, nur unterbrochen von abwärts führenden Tonleitern beim „descendit“. Das „et incarnatus est“, das Herzstück einer jeden Messe, komponiert Brixi im Adagio und entfernt sich hier zum ersten Mal harmonisch etwas weiter von der Grundtonart C-Dur. Das „et resurrexit“ wird wieder von Tonleitern begleitet, diesmal natürlich aufsteigend. Das „mortuorum“ überrascht mit einem „subito piano“, und so könnte man mit der Beschreibung von kompositorischen Selbstverständlichkeiten bis zum Schluss der Messe fortfahren. Dennoch wird die Messe nirgendwo uninteressant, und ich könnte mir gut vorstellen, sie mit ein paar Freunden zum eigenen Vergnügen „vom Blatt“ zu singen. Für eine solche oder ähnliche Situationen hat der Herausgeber, neben seiner gekonnten Aussetzung des Basso continuo, Passagen in der Orgelstimme hinzugefügt, die das harmonische Gerüst der Instrumentalstimmen wiedergeben, ein Vorschlag, den ich für legitim halte. Für eine Aufführung im festlichen Gottesdienst oder Konzert ist die Originalfassung natürlich vorzuziehen.
Christian Grube
Quelle: Musik & Kirche 6/03
Durch die „Musica Navalis“ (Schiffsmusik!) von 1757, welche auf Booten in der Moldau aufgeführt wurde, arbeitete sich der anerkannte, kreative Tonschöpfer sukzessive empor. František Xaver Brixi entstammt einer weit verzweigten böhmischen Musikerfamilie. Nach erfolgreicher Gymnasialzeit führte ihn sein Weg nach Prag , wo er an verschiedenen Kirchen als Organist tätig war. Wegen seiner erfolgreichen Tätigkeit (er hinterließ 400 Werke, darunter rund 100 Ordinarien!) wurde er 1759 zum Regens chori an der Metropolitkirche St. Veit ernannt, Prags bedeutendste Anstellung zu dieser Zeit. Die Missa brevis in C nimmt vieles von den Messen Mozarts, Haydns oder Schuberts vorweg und ist eine echte Alternative zu den Werken der Wiener Klassik. Somit ist auch bereits etwas über den Schwierigkeitsgrad dieser Komposition gesagt. Hinzuzufügen wäre lediglich, dass die Solistenparts kurz und einfach gehalten sind, ein idealer Einstieg für Gesangsstudierende.
Raphael Immoos
Quelle: Musik & Liturgie 1/04
Die vorliegende, erstmals im Druck erscheinende Kurzmesse (mit dem nicht authentischen Untertitel „Missa aulica“) ist ein typisches Beispiel für böhmische Werke, die sich zu ihrer Zeit bis in die Landgemeinden hinein einer großen Beliebtheit erfreuten: Musik in kleinerer Besetzung, mit nur geringen Ansprüchen an die Solisten - melodiös, volkstümlich, spielerisch.
Bernhard Schmid
Quelle: Kirchenmusikalische Mitteilungen 10/2004
Wegbereiter für Mozart
[jj] Frantisek Xaver Brixi (1732-1771) stammt aus einer weitverzweigten böhmisch-mährischen Musikerfamilie und gilt als einer der wichtigsten tschechischen Komponisten des ausgehenden Barock, der den Beginn der Klassik und namentlich die Werke Mozarts mit seinem Schaffen in seiner Heimat vorbereitete. Von seinen über 500 Kompositionen sind etwa 400 geistlichen Inhalts, was auf seine Stellung als Kapellmeister an der Kathedrale St. Vitus in Prag - eines der herausragenden Ämter im Musikleben der Stadt - zurückzuführen ist. Auf die Beliebtheit seiner Werke lassen nicht nur viele Abschriften schließen, sondern auch sein alljährlicher Beitrag zur »musica navalis« des St.-Johannes-Festes an der Moldau. Bedauerlicherweise finden sich heutzutage nur wenige seiner Werke im Druck, was der Carus-Verlag mit der Erstausgabe der »Missa brevis in C«, auch bekannt unter dem Namen »Missa aulica«, zu ändern versucht. In einer nützlichen Edition mit Vorwort, Faksimile-Abdruck und kritischem Bericht liegt diese Komposition in ihrer ursprünglichen Besetzung für vierstimmigen gemischten Chor und vier Solisten vor, die sich wegen ihrer Kürze von etwa 30 Minuten, ihrer schlichten und dennoch feierlichen lnstrumentation mit zwei Trompeten, Pauken, zwei VioIinen und Basso continuo, volksliednahen Melodien und lebendiger Rhythmik für den kirchenmusikalischen Gebrauch anbietet. Gemeinsam mit den häufig in Sequenzen geführten konzertierenden Violinen fallen den Solisten kurze liedhafte Passagen zu, von denen besonders die beiden lyrischen Andante, das »Christe« für Solo-Sopran und das »Benedictus« für Bass, hervorzuheben sind. lnsgesamt kommt jedoch dem Chor die tragende Rolle zu, der dynamisch und rhythmisch vielfach reagieren muß und sich bei wechselnd polyphonen und homophonen Abschnitten an cantablen Melodien erfreuen kann. Ein abwechslungsreiches und neues Stück, das seinen Platz sicher zwischen Mozart-, Haydn- und Schubert-Messen im liturgischen Repertoire behaupten wird.
Quelle: Cantate, 03-04/2005, S.33
Franz Xaver Brixi (1732-71) was the son of the organist and choirmaster of the Prague church of St Martin and was from 1759 in charge of music at St Vitus cathedral. His Missa brevis in C is edited by Karlheinz Ostermann under the title Missa aulica, which is taken from two sources not used for the edition. lt is scored for two trumpets and timps, two violins, and continuo, with SATB choir and soloists, though only the ATB have fully-fledged solos. The source used for die edition has only one copy of each voice part, so perhaps only four voices were used, the solo/tutti marks being just to warn the singers of exposed sections. (The same applies to the Platti.) I reckon that it is the most worth performing of the three masses reviewed here. Both Platti and Brixi last about 25 minutes. Performance material is available on sale.
Quelle: Early Music Review, 3/04, S.4
Gehören Sie zu den Chorleitern, die sich immer wieder zu den klassischen Lieblingsmessen wie Mozarts Spatzen- ‚ Krönungs- und Orgelsolomesse, Haydns Nicolaimesse, und Schuberts G-Dur-Messe hingezogen fühlen, aber auch nach Alternativen suchen?
Denen sei gesagt, dass Franz Xaver Brixis Missa in C durchaus diesem Anspruch gerecht wird.
Volksliedhafte Melodik ist in hoch kunstvolle Satztechnik und becircende lnstrumentenführung eingebettet.
Diese 25 Minuten dauernde Messkomposition ist für die festliche Umrahmung eines Festgottesdienst genau das Richtige. Die sparsam ausgelegte Orchesterbesetzung (Vio I und II‚ basso continuo und zwei Trompeten mit Pauke schonen die Chorkasse.
Peter Bartetzky
Quelle: Musik im Bistum Essen II/03 – I/04, S. 60
[sl] Der Böhme Brixi, Zeitgenosse Joseph Haydns, benutzt in dieser Messe eine Tonsprache, die der barocken noch sehr nahe steht. Man benötigt vier Solisten, denen aber nur kleinere Aufgaben anvertraut sind. Auch die beiden Arien Christe (Tenor) und Agnus Dei (Alt) sind nicht wirklich schwer zu singen. Ob man sie aber tatsächlich guten Choristen anvertrauen kann, muss jeder Chorleiter selbst entscheiden. Ansonsten hält sich der Aufwand in Grenzen. Es sind zwei Trompeten und Pauken besetzt, daneben Streicher ohne Bratschen. Der chorische Schwierigkeitsgrad ist leicht bis mittel. Die einzige Fuge ist kurz und ebenfalls leicht, der Rest ist homophon, das Werk dauert 25 Minuten. Die Ausgabe ist vorbildlich und teilt neben Vorwort und kritischem Bericht noch vier Faksimiles mit.
Quelle: Württembergische Blätter für Kirchenmusik 5/2005, S.28