Reihe: "Denkmäler der Musik in Salzburg", Band 15 III.
Dieser Band enthält die Harmoniae poeticae (Nürnberg: Johannes
Petreius, 1539), eine Sammlung von metrischen Vertonungen lateinischer
Gedichte in verschiedenen Gattungen von Paul Hofhaimer, Ludwig Senfl und
Gregor Peschin. Der Erstdruck der Harmoniae poeticae enthält auch den
sogenannten Libellus, der die wichtigste biographische Quelle für
Hofhaimer darstellt. Das ganze Opus wird hier zum ersten Mal in einer
kritischen Edition vorgelegt.
Alle Kompositionen dieser Sammlung sind harmoniae, d. h. Beispiele
eines homophonen, pan-konsonanten Stils, den man heute mit dem modernen
Begriff der „Humanistenode“ verbindet. Unter den frühen Sammlungen
sticht Senfls Varia carminum genera (1534) hervor. Senfls Beispiel regte
vermutlich auch Hofhaimer zu Odenkompositionen an.
Die Musik in den Harmoniae poeticae lässt sich in verschiedene
Sektionen unterteilen. Eine Gruppe von 25 Vertonungen von Gedichten des
Horaz eröffnet die Sammlung. Auffallend ist dabei, dass in den ersten
neunzehn Kompositionen dieselben Texte in derselben Anordnung vertont
sind wie sie bereits bei Petrus Tritonius (1507) und Ludwig Senfl (1534)
abgedruckt wurden. Daran folgen drei Vertonungen von Gedichten von
Vergil, Martial und Catull, gefolgt von drei Hymnen von Prudentius, von
dem vermutlich mehr Texte hätten vertont werden sollen. Daran schließen
zwei Hymnenkompositionen auf Texte von Philipp Gundelius. Am Ende dieser
Sektion sind noch zwei alternative Vertonungen von Horazoden
abgedruckt.
An Hofhaimers Odenvertonungen schließen neun harmoniae von Senfl an.
Dass sich Stomius und Senfl persönlich gekannt haben, lässt sich aus der
Tatsache vermuten, dass Senfls bislang unpublizierter Kanon Manet alta
mente repositum in Stomius’ Prima ad musicen instructio aufgenommen
wurde. Die Vertonungen von Senfl und Hofhaimer beziehen sich
aufeinander, aber auch zur älteren Tradition von Petrus Tritonius und
Conrad Celtis und sogar noch weiter zurück zur italienischen Tradition
von halbimprovisierten metrischen Monodien.
Die Sammlung schließt mit zwei einzelnen Odenvertonungen. Die erste
stammt von Gregor Peschin, Hofhaimers Vertreter an der Orgel in
Salzburg; die andere ist anonym. Während die meisten Vertonungen von
Hofhaimer für drei hohe Stimmen und einen Bariton gesetzt sind und so
ideal für den Schulgebrauch waren, sind in Peschins Tonsatz tiefe
Schlüssel für Männerstimmen vorgeschrieben. Aufgrund stilistischer
Kriterien ist die anonyme Komposition wahrscheinlich weder von Hofhaimer
noch von Senfl. Die Aufnahme dieser Vertonung in die Sammlung deutet
auf eine Verbindung zu Hofhaimers Umkreis hin; vielleicht war der
anonyme Autor sogar Stomius selbst.