Nicht viele Werke Johann Sebastian Bachs sind zu seinen Lebzeiten verlegt worden, die vier Teile der „Clavierübung” gehören jedoch dazu. In ihnen stellt Bach jeweils exemplarische Kompositionen zentraler musikalischer Gattungen seiner Zeit vor, sechs Partiten (Teil I), eine Messvertonung für Orgel (Teil III), und schließlich eine Variationenreihe, die sog. „Goldberg-Variationen” (Teil IV).
Der zweite Teil der Klavierübung neben der „Ouverture nach Französischer Art” das hier in einer Bearbeitung vorliegende „Concerto nach italienischem Gusto”, BWV 971. Bei der Bearbeitung habe ich auf den Notentext der Neuen Bach Ausgabe zurückgegriffen, um so nahe wie möglich am Originaltext zu bleiben.
Trotzdem liegt es in der Natur der Sache, das eine Bearbeitung nicht ohne eine Veränderung des Notentextes möglich ist. Der Grundgedanke dabei war: „Wie könnte das Werk komponiert worden sein, wenn Bach es für die Orgel geschrieben hätte” – immerhin hat Bach ja einige Concerti grossi für die Orgel übertragen. Aus dieser Idee ergibt sich zunächst die Verlegung etlicher Bassnoten in das Orgelpedal.
Da das Stück jedoch vor allem in den Rahmensätzen Passagen enthält, die sich kaum im Pedal darstellen lassen und bei denen die Unterstimme im übrigen eher konzertierende Mittelstimmen denn grundierende Bässe sind, habe ich an solchen Stellen auch Bassnoten hinzugefügt, die nicht im Original enthalten sind. Ob man so etwas in Zeiten historisch informierten Musizierens überhaupt darf oder nicht, möge jeder selbst entscheiden. Ich persönlich halte es für durchaus erlaubt, so lange deutlich wird, dass es sich um eine Bearbeitung und nicht um eine künstlerische „Verbesserung” des Originals durch einen Herausgeber oder den jeweiligen Interpreten handelt. Zu Bachs Zeiten jedenfalls, galt die Bearbeitung eines Originals (z. B. die Übertragung von Orchesterkonzerten auf die Orgel) als die höchste Reverenz, die man einem Komponisten erweisen konnte. In diesem Sinne möge auch diese Bearbeitung aufgefasst werden.
Walldorf, im Frühjahr 2014 Carsten Klomp