Choralbearbeitung aus Ludi Organi (Ein musikalisches Reisetagebuch) Band 2
Sonderausgabe zum ersten Todestag von Wolfgang Matthei aus der Sammlung von kleineren Choralbearbeitungen und Gesängen durch das Kirchenjahr.
„Wunderbarer Gnadenthron“ bewahrt den kirchentonartlichen Charakter der im 15. Jahrhundert entstandenen Melodie, gibt dem Inhalt des Liedtextes aber gleichzeitig eine unverwechselbare musikalische Ausdeutung.
Die dreiteilige Sammlung „Ludi Organi“ op. 56 bis op. 58 stellt ein „Musikalisches Reisetagebuch“´dar, in der zumeist kürzere Klangimpressionen enthalten sind, welche in der Zeit von 1965–1998 als „musikalische Kommentare und Reaktionen“ auf Orgeln, Kirchen oder Persönlichkeiten, auf die ich in meinem reichen Konzertleben traf, als Werke für Orgel allein oder als für Orgel plus einem Instrument oder einer Vokalstimme entstanden.
Der zweite Band op. 57 enthält 10 kleinere Choralbearbeitungen von Gesängen durch das Kirchenjahr.
Sie alle sind Personen aus meinem näheren Lebenskreis gewidmet, welche mich geprägt und ein langes Stück meines Lebens begleitet haben und mich oft auch in meinem kompositorischen Schaffen inspiriert haben.
So ist das zweite Werk dieser Sammlung dem Verleger Wolfgang Matthei aus Kassel anlässlich seines 80. Geburtstages in tiefer Verehrung gewidmet, den ich durch meine jahrzehntelange Zusammenarbeit mit dem Merseburger Verlag in mein Herz geschlossen hatte, dem ich viele anregende Gespräche und kluge Ratschläge verdanke, und von dem ich weiß, dass auch ich in seinem Leben keine unwichtige Rolle gespielt habe. Es bestand zwischen uns eine Herzensverwandtschaft, die trotz aller manchmal auch großen Unterschiede in unseren Auffassungen in Fragen des Lebens ungebrochen bis zu seinem Tode bestand.
„Wunderbarer Gnadenthron“ mit seinem Choraltrio als Vorspiel und einem anschließenden
Kantionalsatz op. 57 Nr. 2 versucht, dem kirchentonartlichen Charakter der im 15. Jahrhundert als „In natali Domini“ entstandenen Melodie, die zeitungebunden in ihrer Tonalität eine besondere kompositorische und stilistische Behandlungsweise verlangt, will man denn diesen Charakter des Liedes nicht beschädigen, gerecht zu werden und zugleich dem weihnachtlich-zarten und durchsichtigen Inhalt des Liedtextes eine unverwechselbare musikalische Ausdeutung zu geben.
Eine farbige Registrierung bei der Interpretation vermag dieses Ansinnen lebendig zu unterstützen.
Und jeder Interpret sollte sich den Text der letzten Strophe dieses Weihnachtsliedes verinnerlichen, in der es heißt: „Gott, mein Gott, verlaß mich nicht, wenn mich Not und Tod anfi cht. Laß mich deine Herrlichkeit, deine Wundergütigkeit schauen in der Ewigkeit.“