Sammlung mit 20 kürzeren Orgelwerken.
Rheinberger hat keine eigentliche Orgelmusik für den Gottes dienst komponiert. Jedoch wurden aus dem umfangreichen Orgelwerk Rheinber gers Trios, Fughetten, Passacaglien und Charakterstücke ausgewählt, die sich aufgrund ihrer Länge und ihres nicht allzu hohen Schwierigkeitsgrades gut als Präludien,
Intermezzi und Post ludien für das gottesdienstliche Orgelspiel eignen. Die Samm lung verfolgt somit das Ziel, Rheinbergers Orgelmusik auch im Gottesdienst heimisch werden zu lassen.
- Fughette in D (aus: 12 Fughetten strengen Stils)
- Präludium in c (aus: Zwölf Charakterstücke für die Orgel)
- Fuga (aus: Zehn kleine Stücke für die Orgel)
- Trio über O Haupt voll Blut und Wunden (aus: Zehn kleine Stücke für die Orgel)
- Fughette in Es (aus: Zwölf Fughetten strengen Stils)
- Fughette in d (aus: Zwölf Fughetten strengen Stils)
- Intermezzo (aus: Orgelsonate Nr. 4 in a)
- Monolog in f (aus: Monologe. Zwölf Stücke für die Orgel)
- Trio in a (aus: Zehn Trios für die Orgel)
- Trio in G (aus: Zehn Trios für die Orgel)
- Trio in Des (aus: Zwölf Trios für die Orgel)
- Trio in C (aus: Zwölf Trios für die Orgel)
- Trio in A (aus: Zwölf Trios für die Orgel)
- Passacaglia (aus: Meditationen. Zwölf Orgelvorträge)
- Ernste Feier (aus: Miscellaneen. Zwölf Orgelvorträge)
- Abendruhe (aus: Miscellaneen. Zwölf Orgelvorträge)
- Vision (aus: Zwölf Charakterstücke für die Orgel)
- Abendfriede (aus: Zwölf Charakterstücke für die Orgel)
- Passacaglia (aus: Zwölf Charakterstücke für die Orgel)
- Monolog in C (aus: Monologe. Zwölf Stücke für die Orgel)
[…] Warum werden Organisten mit Sehnsucht nach Romantischem eigentlich immer zuerst an Mendelssohn verwiesen? - Nicht zuletzt die inzwischen drei Carus-Hefte mit Freier Orgelmusik des 19. Jahrhunderts (hg. von Helmut Völkl) haben das Spektrum der möglichen Namen erheblich erweitert. Aber dass der eigentliche deutsche Orgelmeister des vorvergangenen Saeculums Josef Rheinberger heißt - gegenüber dem Mendelssohn als dilettantischer Möchtegern-Organist dasteht -, das lernt man (noch) nirgends […] Die Orgelprofis wissen wenigstens, dass es da 20 stolze Orgelsonaten geben soll, die kaum einer spielt, weil sie als Konzertmusik nicht so beeindruckend rauschen wie die französischen Paradestücke. Es gibt da aber noch viel mehr: sieben Opuszahlen mit Sammlungen von höchst nützlichen wie wohltuenden Orgel stücken und noch diverses „Kleinvieh“ ohne Opuswürden! Hieraus ist das vorliegende Orgelheft mit 20 Nummern bestückt worden. Gottesdiensttaugliche Größenordnung (1 bis max. 5 Seiten), überschaubarer Schwierigkeitsgrad und ein sinnvoller Tonartenquerschnitt (von vier mal C bis h) waren offenbar das Auswahlkriterium. Es finden sich die klassischen Formen des Praeludiums, der Fuge, die beiden Passacaglien aus op. 156 und 167, fünfmal Rheinbergers Spezialität des ein- oder zwei-Seiten-Trios (aus op. 49 und 189) mit hohem didaktischem Wert, aber auch reizvolle Charakterstücke wie die „Zuckerle“ Abendfriede (op. 156) und Abendruhe (op. 174) und als einziger Sonatensatz das weihnachtliche F-Dur-lntermezzo aus der am meisten gespielten 4. Sonate. Namentlich Protestanten erhalten mit dem wenig bekannten Trio über „O Haupt voll Blut und Wunden“ am Schluss auch noch ihren Alibi-Choral serviert. Auf die beiden Des-Dur-Stücke (Vision op. 156 und Trio op. 189) hätte ich verzichtet und stattdessen meine drei Lieblingsnummern aus op. 167 (Nr. 3, 4, 5) in B, g und Es aufgenommen, von denen sich die bei den ersten vorzüglich für das Spiel sub communione eignen. Dafür sind von den 24 Fughetten op. 123 gerade die beerdigungstauglichen (d, D, Es) wendefreundlich präsentiert. Rheinbergers Orgelmusik hat überhaupt eine starke therapeutische, seelsorgerliche Dimensionl Darum zum Schluss der Tipp: Kaufe schleunigst das Heft […] und bestreite dann - erst recht, wenn es Dir mal schlecht geht - einen Gottesdienst (mit Abendmahl!) nur mit Rheinberger. Du wirst Dich wundern, wie wohl das tut ... Nachtrag für Bezirkskantoren: Mit diesem Heft hat sich die Frage nach für Orgelschüler geeigneter Literatur aus dem 19. Jahrhundert erst mal erledigt.
Konrad Klek
Quelle: Württembergische Blätter für Kirchenmusik 2/2001, S. 29f.
Josef Rheinberger, Freie Orgelmusik des Gottesdienst
The twenty pieces here were selected with church-service use in mind, and all of them can find use in services. The very valuable Foreword discusses various reasons for the neglect of Rheinberger’s music (especially his shorter organ music) following his death, as well as predecessors to this collection. The editor writes: “...editors and publishers ...tried early on to collect Rheinberger’s organ works for use in liturgy, drawing mostly on the slower movements of the ...sonatas. [But] these pieces, stripped of their larger context,...gave the incorrect image of the composer as a composer [only] of friendly, nice Communion music. Particularly overlooked in his remaining works were numerous valuable pieces (in the Trios, Fugues, and other works) that, because of their relatively small scope and limited difficulty, are very suitable as preludes, intermezzi, or postludes.”
There is a wide cross-section of pieces tram throughout Rheinberger’s career, with several trios […], two Passacaglias, Monologues, fugues, and character pieces. The fugues in particular would make superb postludes. There is only one sonata movement included (which Rheinberger himself used in two other pieces). A big advantage of the book is that the pieces are arranged by keys, making service planning easier if you try to coordinate keys of your voluntaries with the opening and closing hymns. Despite the book’s title and intention several of these pieces could be used in recitals. […] This volume is a superb value for the money, an excellent selection of pieces, and a wonderful introduction to Rheinberger for students. I cannot recommend it highly enough.
Quelle: Journal of the Association of Anglican Musicians, Aug. 2001