Ein Tag sagt's dem andern, und eine Nacht tut's kund der andern, ohne Sprache und ohne Worte, unhörbar ist ihre Stimme." Psalm 19, 3-4
Das für zwei Organisten zu vier Händen geschriebene Stück kann man bedingt in vier Abschnitte untergliedern. In den das Stück umrahmenden Abschnitten beherrscht eine sechstönige modale Reihe (lokrisch bzw. hypophrygisch), welche sich in immer höheren Registern wiederholt. Als Kontrast dazu erklingt ein aus den Tönen d sowie a aufge-bauter statischer Klanghintergrund. Den dritten Abschnitt kann man als Kulminations-abschnitt bezeichnen, denn dort verflechten sich alle bis dahin erklungenen Motive zu einer polyphonen Faktur. Das Stück endet wie begonnen mit der ansteigenden Tonleiter, deren Hintergrund erneut das aus den Tönen d und a aufgebaute gehaltene Intervall bildet (am Ende bleibt nur noch das d bestehen).
Die statischen Zusammenklänge verkörpern das Licht, welches Uibo zufolge vom Schatten (ansteigende Tonleiter) verfolgt wird. Im Kulminations-abschnitt verdrängt das Licht teilweise den Schatten, aber im letzten Abschnitt ist letzterer erneut wieder mit dabei.
In diesem Werk findet man teilweise auch Elemente aus der "Apocalypsis Symphonie", (eres 2856) ebenfalls von Andres Uibo, diese sind hier jedoch minimalistischer auskomponiert und sollen so das Spiel von "Licht und Schatten" verkörpern.
Gerhard Lock
Musik aus Estland
Orgelmusik aus Estland
Noten von Andres Uibo