Bach hat sich besonders in den frühen 1740er Jahren intensiv mit dem Kompositionsstil der strengen Vokalpolyphonie beschäftigt.
Als Anregung dienten ihm Werke älterer Meister, die er kopierte und größtenteils auch zur Aufführung brachte. Kürzlich aufgefunden wurden im Bestand der ehemaligen Ephoralbibliothek Weißenfels teils von Bach selbst geschriebene Einzelstimmen zur "Missa canonica" von Francesco Gasparini in einer von Bach instrumentierten Fassung.
Gasparini wurde damals in Deutschland vor allem als Meister des kunstvollen Kontrapunkts und als kühner Harmoniker geschätzt.
Bach veränderte den Notentext besonders mit Blick auf aufführungspraktische Belange und verfolgte dabei offensichtlich eine ganz spezielle Klangregie. Sein Interesse am strengen Kontrapunkt geht einher mit einer spürbaren Neuorientierung von Bachs eigener Kompositionsweise zu Beginn der 1740er Jahre.
Für die hoch entwickelte Kanonkunst und strenge Polyphonie in Bachs Spätwerk, wie sie uns etwa in der h-Moll-Messe begegnet, erfüllte die "Missa canonica" von Francesco Gasparini somit die Rolle eines praktischen Vorbilds.
Besetzung: Coro SATB, Ctto, 3 Trb, Org
Sprache: lateinisch
Seiten: 24
Gattungen vokal: Messen, lateinisch
Noten-Reihen bei Carus: Edition Bach-Archiv Leipzig - Musikalische Denkmäler