für Chor, Streicher, Harmonie und Orgel (4Soli/GemCh/Klav, 4 Soli/Gemischter Chor/Klavier)
1. Requiem & Kyrie
2. Dies irae
3. Offertorium
4. Sanctus
5. Benedictus
6. Agnus Dei & Requiem
Michael Haydn (1737-1806), österreichischer Komponist und Organist, wurde als Chorknabe im Kollegium des Wiener Stephansdoms erzogen. Mit zwanzig Jahren wurde er bischöflicher Kapellmeister in Nagyvárad (Großwardein), ab 1763 Konzertmeister der erzbischöflichen Hofkapelle in Salzburg. Mit vierundvierzig Jahren erhielt er das Amt des Hof- und Domorganisten, das er als Nachfolger von Mozart bis zu seinem Tode ausübte. Seine ersten bedeutenderen Kompositionen auf dem Gebiet der Kirchenmusik entstanden Ende der sechziger Jahre. Neben 48 Messen und fast 200 anderen Kirchenmusikwerken (Gradualien, Offertorien usw.) ist vor allem seine Instrumentalmusik von Belang (etwa 40 Sinfonien, Concerti, Divertimenti und Serenaden).
Im Stil Michael Haydns verschmelzen barocke und klassische Elemente miteinander. Er komponierte ausgezeichnete Fugen (unter anderem auch in dem hier veröffentlichten Requiem), kannte und verwandte die musikalische Sprache der Bach-Epoche, wobei aber in seinen Werken durch periodische Formen, heterogene Rhythmik und Kontrast der Themen bereits die neue Klangwelt der Wiener Klassik erkennbar ist.
Die Mehrzahl seiner Kompositionen ist bis heute noch unveröffentlicht. Die genialen Werke seines älteren Bruders Joseph, die von bleibendem Wert sind, drängten sein Schaffen in den Hintergrund, obwohl seine Kompositionen durchaus würdig sind, vor heutigem Publikum immer wieder gespielt und zu Allgemeingut zu werden.
Die vorliegende Ausgabe des c-Moll-Requiems von Michael Haydn beruht auf einer Kopie des Werkes, die im Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien aufbewahrt wird. Fehlende Artikulations- und dynamische Zeichen wurden ergänzt, offensichtliche Fehler (Schlüssel- und Tonfehler) verbessert, das Versetzungszeichen (26) der Sätze in dorischer Schreibweise (I, II, IV, VI) in 36 geändert und die Continuostimme ausgearbeitet. Die Besetzung des Orchesters umfaßt neben den paarweise spielenden Oboen, Trompeten und Posaunen auch Tympani und Streicher ohne Bratsche. Der vierstimmige gemischte Chor und die vier Solisten spielen natürlich die entscheidende Rolle. Die außerordentlich hohen Stimmen der (Tenor) Posaunen beanspruchen im Interesse der gewünschten weichen Vortragsweise die besondere Aufmerksamkeit des Dirigenten.
Die Entstehungszeit des Requiems ist in der Quelle nicht angegeben. In dem Verzeichnis von A. M. Klafsky: Denkmäler der Tonkunst in Österreich, Bd XXXII/1 kommt die folgende Titelangabe vor: " Michael Haydn: Requiem a 4 voci, 2 oboi, 2 clarini, 2 tromboni, 2 violini, Timpani con organo. 1771." (Die "Bassi" werden nicht erwähnt.) Somit hat Michael Haydn das Requiem in Salzburg im Alter von 34 Jahren komponiert. Die Komposition besteht aus den folgenden Sätzen: 1. Requiem (und Kyrie), 2. Dies irae, 3. Offertorium, 4. Sanctus, 5. Benedictus, 6. Agnus Dei (und Requiem).
Olivér Nagy