"Singt unserm Gott, spielt auf mit Trompeten" entstand zum Sonntag "Kantate". Der feierliche Choral, der die Kantate rahmt, verortet sie in erster Linie auch bei diesem Anlass. Denn sein Text kreist um Psalm 98, dem Wochenpsalm für den Sonntag im Kirchenjahr, an dem das Singen zentrales Thema der Gottesdienste ist. Weil Gott Wunder tut, fordert dieser Psalm alle Menschen auf, das Lob Gottes immer wieder mit einem neuen Lied anzustimmen (Psalm 98, 1).
1. Singt unserm Gott, spielt auf mit Trompeten
2. Ich preise dich, Gott
3. Kyrie
4. Kommt her zu mir alle
5. Halleluja
6. Nehmt mein Joch auf euch
7. Lob sei dir, Gott
Psalm 98 verdanken wir auch die Anregung für die Besetzung unserer Kantate. Martin Luther übersetzt in Vers 6:
„Mit Trompeten und Posaunen jauchzet vor dem Herrn, dem König“. Folgerichtig bieten ein Bläserensemble,
ergänzt durch die Orgel, und der Chor das musikalische Fundament für die vorliegende Komposition.
Dass auch ein Solist benötigt wird, hat mit dem Evangelium für den Sonntag "Kantate" zu tun. In Matthäus 11,
25 ff. wird deutlich, wie Jesus mit den Worten der Propheten und den Melodien der Psalmen lebte und selbst ein
Loblied anzustimmen verstand.
In dieser Kantate begegnet Jesus (Solostimme) uns Menschen mit seinem Evangelium in Form seines Lobpreises
für Gott (Mt 11, 25-27). Wir Menschen aber stehen dem skeptisch gegenüber. Zu viele bittere Erfahrungen
prägen unser Leben. Wir haben gute Gründe, eher mit Klage vor Gott zu treten und das Kyrie eleison
anzustimmen. Allenfalls können wir mit Paulus sagen, dass wir Vieles von dem Leid, das um uns her geschieht,
nicht nachvollziehen können, dass unser Verstehen heute eher Stückwerk ist und wir auf den Tag hoffen, an dem
wir vollständig erkennen werden, welchen Plan Gott mit uns und seiner Welt hat (1. Kor 13,12).
Das Ringen mit der Einladung Jesu "Kommt her zu mir alle ... ich will euch erquicken" (Mt. 11, 28) zeigt sich in
Gegenfragen wie "Stillst du unsern Hunger? Stillst du unsern Durst?" Im Grunde ist dieser Dialog eine
musikalische Predigt. Und erst wenn Jesus zu überzeugen versteht, verwandeln sich unsere Fragen in ein
Gotteslob. Aber dieses Halleluja muss sich entwickeln: als Fuge, in der das Thema zunächst von einer Stimme
vorgestellt und dann zu den nächsten weitergereicht wird.
Lob und Klage liegen oft eng beieinander und sind zentrale Themen unseres Lebens. Und Gotteslob, nach
christlichem Verständnis, ist immer damit verbunden, auf der Spur Jesu zu bleiben, den Kreuzweg nicht
auszublenden, das Joch Jesu auf sich zu nehmen und genau darin Freiheit von menschlichen Eitelkeiten zu
finden. Solche Freiheit kann in ein Loblied münden, das Raum und Zeit zu sprengen versteht.
Die Kantate "Singt unserm Gott, spielt auf mit Trompeten" verdankt ihre Entstehung der langjährigen,
freundschaftlich verbundenen Zusammenarbeit des evangelischen Pfarrers mit dem katholischen Kirchenmusiker.
Auch darum lässt sie sich nicht auf den Sonntag "Kantate" eingrenzen, sondern bietet musikalische Spielräume,
wo immer diese passen.
Eugen Eckert & Peter Reulein im Frühjahr 2013