Erstmals wird ein in sich abgerundetes Orgelrepertoire vorgelegt, das in den Kirchen Norddeutschlands nach 1780 entstand – und das dennoch gezielt mit dem norddeutschen Traditionen des 17. Jahrhunderts zu tun hat.
In ihrem Zentrum steht Arp Schnitger (1648–1719), die Symbolfigur des norddeutschen Orgelbaus: Seine Orgeln gelten seit langem als ideal für das Spiel der Musik Bachs und Buxtehudes; doch wer um 1800 an seinen Orgeln wirkte, konnte sich gezielt von ihnen zu Kompositionen anregen lassen.
Das Ergebnis klingt anders, als man es von Schnitger-Orgeln gewohnt ist; zu ihnen gehört diese Musik trotzdem untrennbar dazu – hier werden die Langzeitwirkungen Schnitgers greifbar.
So wird in den drei Bänden dieser Notenausgabe eine facettenreiche „jüngere“ Orgelmusik aus dem Nordwesten Mitteleuropas fassbar.
Brennpunkte des Geschehens liegen unverkennbar bei Kirchenlied und Kontrapunkt; norddeutsche Dispositionsprinzipien prägen die Musik ebenso wie das zeitgenössische italienische Solokonzert.
Faszinierend ist die reiche Chromatik, die eher auf ungewohnte Farbwirkungen ausgerichtet ist als auf gezielte Modulation und insofern auch die alten harmonischen Spannungen und unerwarteten Auflösungen („durezze e ligature“) fortführt.
So entsteht eine verblüffende Bereicherung des Repertoires: als nachbarocke norddeutsche Orgelmusik.
Da seit dem frühen 20. Jahrhundert auch viele neue Orgeln vom norddeutschen Klangideal geprägt wurden (im Gefolge der Orgelbewegung), ist diese Musik allgemein nutzbar: in überschaubarem Schwierigkeitsgrad gehalten, für liturgische wie für konzertante Zwecke geeignet.
Band 1: Arp Schnitgers Erben
Band 2: Andreas Sabelon, Choralvorspiele: Kleine practische Orgelschule (1822)
Ulrich Anton Clausen Fehr
- Andante e-Moll
Andreas Sabelon
- Veränderung über den Choral: Das Jesulein soll
- Veränderung über den Choral: Alle Menschen müssen sterben
- Vorspiel zu dem Choral: Jesu Leiden, Pein und Tod
- Veränderung über den Choral: Meinen Jesum lass ich nicht
- Jesu, der du meine Seele
- So gehst du nun mein Jesus hin
- Machs mit mir, Gott, nach deiner Güt
- O Haupt voll Blut und Wunden
- Du bist erblasst
- Alle Menschen müssen sterben
- Vorspiel. Liebster Jesu, wir sind hier
- Kleine Vorspiele über den Choral: Lobt Gott, ihr Christen
- Fantasia pro Organo Pleno
- Vorspiel zu: Jerusalem, du hochgebaute Stadt
- Fughetta über den Choral: Ach Gott und Herr
Band 3: Organisten um Jürgen Marcussen
Louis Cunze
- Komm, heiliger Geist
- Präludium und Fuge Es-Dur
- Moderato C-Dur
Ulrich Anton Clausen Fehr
- Präludium e-Moll
- Andante g-Moll
- Andante g-Moll
Johann Heinrich Hirger
- Fuga C-Dur
Julius Katterfeld
- Nachspiel D-Dur
- Nachspiel f-Moll
- Allein Gott in der Höh sei Ehr
- Christus, der ist mein Leben
- Wer ist wohl wie du
- Adagio lugubre
Den Manen Rincks
- Jesu, meine Freude
- Lobt Gott ihr Christen allzugleich
- Wie leuchtet uns der Morgenstern
- Nachspiel g-Moll
- "O sanctissima" mit Veränderungen
- Sonate d-Moll
Georg Armbrust
- Moderato C-Dur
- Fantasia c-Moll
Wilhelm Grundmann
- Jesu, der du meine Seele
- Lobt Gott ihr Christen allzugleich
- Schmücke dich, o liebe Seele
Caspar Daniel Krohn
- Erbarm dich mein, o Herre Gott
- Wo soll ich fliehen hin
- Herr Jesu Christ, du höchstes Gut
Carl Leschen
- Wie schön leuchtet der Morgenstern
- Jesu, meine Freude
Carl Michael Meineke
- Auf, auf mein Geist, mit Lobgesang
- Gott des Himmels und der Erden
- Jesus, meine Zuversicht
- Lieber Tag, seh ich dich wieder
- Wer nur den lieben Gott lässt walten
Carl Sauerbrey
- Andante B-Dur
- Nachspiel C-Dur
- Vorspiel zum Choral "Allein Gott in der Höh"
Johann Friedrich Schwencke
- Herr Jesu Christ, dich zu uns wend
- Postludium quasi Toccata C-Dur
- Fantasia f-Moll
- Nachspiel b-Moll
Georg Mewes
- Auf meinen lieben Gott
Paul Diderich Muth-Rasmussen
- Orgel-Präludium c-Moll
Leonhard Selle
- Wachet auf! ruft uns die Stimme
- Christus, der uns selig macht
- Was mein Gott will, das gscheh allzeit
- Erschienen ist der herrliche Tag
Seiten: 208
Gattungen instrumental: Choralgebundene Orgelmusik, freie Orgelmusik
In diesen drei Bänden wird teils mit Erstdrucken ein abgerundetes Orgelrepertoire in unterschiedlicher Qualität für Gottestdienst und Konzert vorgestellt, [...]
Andreas Rockstroh, Ars Organi, Nr. 3/2012
Die drei Bände beleuchten erstmals eine Orgelepoche norddeutscher Orgelmusik in der Tradition Bachs und Buxtehudes, die bislang nur durch Veröffentlichung einzelner Werke in Sammelbänden bekannt war. Der Freiburger Musikwissenschaftler Konrad Küster hat sich damit einer Epoche weithin unbekannter Orgelkomponisten angenommen, die stark durch die musikalisch-liturgischen Vorstellungen der lutherischen Orthodoxie geprägt waren.
Kirchenmusikalische Mitteilungen, Erzdiözese Freiburg, Mai 2009
Mit Küsters höchst informativem Vorwort legt der Verlag eine vorbildliche Ausgabe vor.
Klaus-Jürgen Gundlach, Forum Kirchenmusik, Jan./Feb. 2009
Die Forschungen Konrad Küsters zeigen, welche Bedeutung dem nordeutschen Raum in der Zeit zukommt, als Mozarts oder Beethovens Sinfonien und Konzerte Österreich oder Rossinis Opern Italien musikalisch in Europa ausmachten.
Evangelische Zeitung (Landeskirche Hannover), 28.9.2008