Thunderstorm in Organ music
Franz Josef Breitenbach - Andenken an Luzern
L. J. A. Lefebure-Welt' - Die Ernte
Karl Kämpf - Gewitter in den Alpen
David Clegg - Sonnenaufgang und Sonnenuntergang in den Alpen
Joseph Franck - Siciliano und Sturm
Gatty Sehars - Ein Meeressturm
Isaac van Vleck - Flagler Alpenfantasie und Sturm
Reihe: Die besondere Gattung Band 8
Vorwort
Orgelkompositionen und -improvisationen, denen die Themenbereiche Gewitter, Sturm, Donner und weitere Naturschilderungen zugrunde liegen, wurden insbesondere von der Mitte des 19. bis in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts hinein gerne und häufig gepflegt. Die - auch international geprägte - Blütezeit dieses Genres berechtigt aus heutiger Sicht, vom Gattungsbegriff Gebrauch zu machen.
Die ersten Gewitter und Donner in der Orgelmusik entstanden im späten 18. Jahrhundert in Frankreich, in der Schweiz und in Deutschland. Georg Joseph Vogler bediente sich ihrer in vielen seiner das Publikum faszinierenden Improvisationen; währenddessen wurden in den 1780er Jahren die ersten schriftlich fixierten Zeugnisse veröffentlicht, nämlich Johann Heinrich Knecht: Die Durch ein Donerwetter unterbrochne Hirtenwonne, eine Musicalfische Schilderung auf der Orgel (Darmstadt 1784) sowie Michel Corrette: Pièces pour l'Orgue dans un genre nouveau (Paris 1787, mit dem ersten notierten „Donner" im Pedal).
Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts verfügten viele französische Orgeln über einen „Orage"- Donnertritt, durch den zwei oder mehrere oder alle Tasten der großen Pedaloktave niedergedrückt wurden. Die Gewitter-Kompositionen, zu denen auch Pastoralstücke mit einer Donner- oder Sturmschilderung im Mittelteil gehören, wurden häufig bei Orgelweihen gespielt (oder eigens dafür komponiert), um die orchestralen Fähigkeiten des Instruments und seine „dramatischen Fähigkeiten" zu demonstrieren.
Zählten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts charakteristische Werke von Lemmens (Grand Fantasia „The Storm '), Neukomm (Grand Dramatic Fantasia — Concert an a Lake) und Lef&ure-Welt' (ScMe Pastorale wich Storm) zu den am häufigsten aufgeführten Paradestücken des Genres, so lieferten ab etwa 1900 verstärkt englische und amerikanische Komponisten eindrucksvolle Beiträge zu diesem Thema.
Der formale Aufbau ist bei den meisten Werken der Gattung ähnlich: Auf eine ruhige Einleitung, die nicht selten einen idyllischen Zustand charakterisiert, folgt der „Sturmabschnitt", in welchem Bewegung, Stimmenzahl, Dynamik, Chromatik und Tonballungen zunehmen, wonach die Ruhe und der Frieden des Anfangs zurückkehren, oft von einem Dankgebet oder Dankchoral gekrönt.
Auch für diesen Band der Reihe „Die besondere Gattung" wurde nicht angestrebt, bekannte und derzeit leicht zugängliche Werke anzubieten, sondern dem Spieler eine möglichst große Repertoireerweiterung zu ermöglichen. Anmerkungen zu den einzelnen Stücken befinden sich bei den biographischen Angaben zu den einzelnen Komponisten.
Die Registrierangaben wurden einheitlich in Deutsch abgedruckt, während die jeweiligen „szenischen Überschriften" in Deutsch und Englisch angeboten werden.
Zur Erzielung eines dramatischen Effekts ist neben einem lebendigen Vortrag der Stücke insbesondere die fantasievolle und farbenreiche Registrierung von entscheidender Bedeutung. Hier sei der Spieler ausdrücklich zum Experiment und zu unkonventionellen Lösungen — auch jenseits der von den Komponisten stammenden Registriervorschläge — ermutigt. Die meisten Stücke dieser Sammlung lassen sich bereits auf einem zweimanualigen Instrument (mit Schwellwerk) adäquat realisieren.
Der herzliche Dank der Herausgeber richtet sich an folgenden Personen, die durch vielfältige Unterstützung zum Gelingen dieser Sammlung beigetragen haben: Marie-Louise Langlais (Paris), Kurt Lueders (Paris), Wolfgang Sieber (Luzern), Willibald Guggenmoos (Basel) und Jochen Riehm (New Smyrna Beach, Florida).
Mögen diese spiel- und klangfreudigen Orgelwerke Spieler und Zuhörer erfreuen, begeistern und überraschen!